Illustration: Kita-Leitung mit Kindern mit und ohne Behinderung und einer Fachkraft halten sich gegenseitig an der Hand.

Kita-Praxis Partizipation der Kinder

Für eine Kita, in der sich alle Kinder willkommen und gehört fühlen sollen, ist Partizipation das A und O. Idealerweise werden schon die Jüngsten ermutigt, in Alltagssituationen eigene Entscheidungen zu treffen und sich an gemeinsamen Beschlüssen in der Kita zu beteiligen. In altersgerechten Formaten wie Gesprächsrunden oder Kinderkonferenzen können sie ihre Ideen einbringen und Beschwerden äußern – und das nicht nur zu einzelnen Projekten, sondern auch zur Gestaltung der Räumlichkeiten oder zu bestimmten Abläufen im Alltag. Echte Partizipation erfordert Mut, Offenheit und Reflexionsbereitschaft seitens der Kita-Leitung und der Fachkräfte, denn mitunter stellen Kinder auch bestehende Verhältnisse oder Machtpositionen infrage. Werden sie darin ernst genommen, können schon die Jüngsten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsentwicklung in der Kita leisten.

Haltung

Um Beteiligung und Mitwirkung bewusst zu leben und zu fördern, kommen Leitung und Fachkräfte nicht umhin, mögliche Vorbehalte oder Gewohnheiten abzulegen und Neues auszuprobieren – denn Partizipation ist eine Frage der Haltung: Es geht darum, Kindern deutlich mehr zuzutrauen, als sich nur ein Lied im Morgenkreis zu wünschen oder die Essensbeilage auszuwählen. Es geht um die Erkenntnis, dass schon die Jüngsten wissen, was sie brauchen und was den Kita-Tag besser machen könnte.

Partizipation in der Kita ist vielseitig und zeitintensiv – es erfordert Geduld, Offenheit und Mut seitens der Fachkräfte, um die Kinder bei ihrer Entscheidungsfindung zu begleiten und deren Ideen umzusetzen. Mitunter wünschen sich die Jüngsten auch Veränderungen und stellen vormals etablierte Prinzipien und Prozesse infrage. Die Leitungsfachkraft motiviert das Team, sich dafür offen zu zeigen und die Mitwirkung der Kinder nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu fördern und zu verinnerlichen. Eine positive Sichtweise auf die Beteiligung der Kinder bereichert den Kita-Alltag und trägt zur Weiterentwicklung der Kita bei.

Beteiligung im Kita-Alltag

Viele Kitas schreiben sich auf die Fahnen, dass die Kinder und deren Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Doch dies bedeutet genaugenommen auch, dass Erwachsene dort nicht alleine, sondern gemeinsam mit den Kindern entscheiden, was das Beste für diese ist. Wie weit Entscheidungsfreiheit gehen kann, hängt von der jeweiligen Situation ab: Sie beginnt im Kleinen, beispielsweise wenn etwas (wie im Winter eine Jacke anzuziehen) nicht diskutabel ist. Geben die Fachkräfte Kindern dennoch einen gewissen Entscheidungsrahmen vor („welche der beiden Jacken möchtest du?“), fühlt sich das Kind respektiert. Partizipation lässt sich aber auch in einem deutlich größeren Umfang umsetzen: Etwa, indem der Nachwuchs auch bei der Planung und Gestaltung des Kita-Alltags, der Themen oder der Räumlichkeiten aktiv eingebunden wird.

Neben den in Kitas gern praktizierten Kinderkonferenzen oder speziellen Demokratieprojekten bietet der Alltag ausreichend Gelegenheiten, wichtige Entscheidungen mit den Kindern gemeinsam zu treffen – ob zur Gestaltung der Essenssituation, des Tagesablaufs oder bestimmter Rituale. Spielerische und leicht verständliche Methoden geben schon den Jüngsten die Möglichkeit, sich frei zu äußern und mitzuentscheiden. Kinder, die sich an demokratischen Entscheidungsprozessen in der Kita beteiligen können, erfahren schon früh, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden, dass ihre Stimme zählt und dass sie selbst etwas bewirken können. In diesem Zusammenhang macht es auch Sinn, die UN-Kinderrechte in Projekten oder auf Wandplakaten zu thematisieren und dem Nachwuchs altersgerecht zu erklären, was diese beinhalten.

Beteiligung und Selbstwirksamkeit erleben die Kinder nicht nur in der Gemeinschaft, sondern auch in vielen Alltagssituationen – vorausgesetzt, sie können sich weitgehend frei in der Kita bewegen und überwiegend selbst entscheiden, mit wem und was sie spielen. Dies gilt schon für die Jüngsten: So können die Fachkräfte auch Krippenkinder über das, was diese bereits selbst können, selbst bestimmen lassen. Zwar wird Beteiligung hier etwas „kleiner gedacht“, doch Selbstwirksamkeit und Stolz erleben die Kinder auch, wenn sie sich schon selbst an- und ausziehen, ohne Hilfe auf den Wickeltisch oder ins Bett klettern, alleine Dinge holen und wegbringen oder beim Zubereiten der Mahlzeiten mitmachen können.

Methodensammlung: Kita-Kinder beteiligen

Folgende Methodensammlung zum Thema Partizipation macht deutlich, dass es für die Beteiligung von Kindern nicht immer vermeintlich komplizierter Methoden, wie z. B. dem Kinderparlament, bedarf. Vielmehr kann Beteiligung niedrigschwellig im Alltag und auf Augenhöhe mit den Kindern stattfinden.

Methode:

Zukunftswerkstatt

Ziel:

Die Methode soll die Fantasie anregen und Ideen entstehen lassen. Entwickelt vom Zukunftsforscher Robert Jungk, besteht sie klassisch aus drei Phasen: der Kritikphase, der Fantasiephase und der Umsetzungsphase. Daran angelehnt ist die Ideenwerkstatt für Kinder. Hier werden Bedarfe und Wünsche der Kinder zu bestimmten Themen abgefragt. Die Methode kann sowohl als allgemeine Bestandsaufnahme verwendet werden als auch für spezifische Fragestellungen wie z.B. Gestaltung der Räumlichkeiten.

Geeignet für:

3 bis 15 Kinder in einer Gruppe, mehrere Gruppen sind möglich

Material und Hilfsmittel:

Stifte und Moderationskarten, Pinnwand, Flipchartpapier, farbige Klebepunkte zur Abstimmung, “Meckermonster” und “Wunschfee”
(z. B. Stoffpuppen), Bild zur Illustrierung der Phasen

Vorbereitung:

Sitzkreis aus Stühlen oder Kissen aufbauen, Materialien bereitstellen

Zeit:

mindestens 90 Minuten

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Methode:

Sprechstunde für Kinder

Material:

eine „ruhige“ Ecke/Raum, ein Hinweisschild

Zeit:

Feste Zeiten vereinbaren (z. B. jeden Tag 15 Minuten nach dem Frühstück)

Ziel:

Erlernen von Mitsprache- und Beteiligungsformen

Durchführung:

Die Kinder haben die Möglichkeit, zu einem nachvollziehbaren Zeitpunkt Fragen, Probleme und Wünsche bei Fachkräften oder der Leitung loszuwerden. Ort und Zeitpunkt werden durch ein entsprechendes Hinweisschild kenntlich gemacht. So könnte beispielsweise einmal in der Woche ein leuchtendes Ausrufezeichen am Zimmer der Kita-Leitung prangen und signalisieren: „Kind, ich bin für dich da, tritt ein!“

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Methode:

Daumen hoch – Daumen runter!

Material:

Gong

Zeit:

5-10 Minuten

Ziel:

Kinder erlernen Formen der Beteiligung

Durchführung:

Die Kinder sitzen in einer lockeren Runde zusammen und werden von einer Fachkraft aufgefordert, sich zu bestimmten Äußerungen zu positionieren. Beispielsweise zu der Frage: „Mädchen spielen nur mit Puppen“ oder „Herbstwetter macht Spaß“. Möglich wäre auch eine Fragestellung die Kindergruppe betreffend: „Wollen wir die Blumenbeete neu bepflanzen?“ Die Kinder haben ca. eine Minute Bedenkzeit, dann ertönt ein Gong und die Kinder müssen sich entschieden haben, ob sie ihren Daumen nach oben (für Zustimmung) oder ihren Daumen nach unten (für Ablehnung) zeigen. Dieses Abstimmungsverfahren ist einfach und macht den Kindern meistens viel Spaß.

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Methode:

Triff die Wahl!

Material:

visualisierte Vorschläge (auf Bilder gemalt, Fotos, symbolhafte Gegenstände), Abstimmungsgegenstände (beispielsweise Klötzchen, Magneten, Korken o. Ä.)

Zeit:

5 – 15 Minuten

Ziel:

Kinder lernen Formen der Partizipation kennen und nutzen (Mehrheitsentscheidung aus einer Vielzahl von Vorschlägen)

Durchführung:

Eine Fachkraft stellt den Kindern die Optionen vor, zwischen denen sie sich entscheiden dürfen. Idealerweise sind darunter schon Vorschläge der Kinder. Beispielsweise soll ein Beet neu bepflanzt werden: Von den zehn gekauften Blumensamen passen nur sieben Pflanzensorten tatsächlich auf das Beet. Jedes Kind wird aufgefordert, seinen Abstimmungsgegensand auf das Samentütchen seiner Wahl zu legen. Die sieben Samentütchen, auf denen die meisten Abstimmungsgegenstände liegen, haben eine Mehrheit gefunden und werden auf das Beet gepflanzt.

Methode “Zukunftswerkstatt” leicht abgewandelt aus Quelle: „Kinder an kommunalen Entscheidungen beteiligen. Praxisbeispiele und Arbeitsmaterialien“, eine Broschüre des Programms Demokratie in Kinderhand der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), 2019, S. 33 des pdfs.

Quelle der drei kürzeren Methoden: „Methodensammlung: Lernorte der Demokratie im Vor- und Grundschulalter“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), Regionalstelle Sachsen, Dresden. 2009, Kapitel 6.3, 6.4 und 6.6 Seiten 66-67. Die Autor:innen der Broschüre nennen als Urheber der Methoden: Sturzbecher, D. / Großmann, H. (Hrsg.) 2003 A: Praxis der sozialen Partizipation im Vor- und Grundschulalter. München, Basel: Ernst Reinhard.

Hier geht es zum Download-PDF der „Methodensammlung Kita-Kinder beteiligen“

Beschwerdemanagement

Zu jedem selbstbestimmten Spiel- und Lernanlass in der Kita gehört im Grunde eine Fachkraft, die entsprechende Situationen auch zulässt oder – besser noch – auch fördert. Dies bedeutet, dass die freie (Mit-)Gestaltung der Kinder vom Team nicht als „Belastung on top“, sondern als essenzieller Teil der pädagogischen Arbeit verstanden und idealerweise auch konzeptionell festgehalten wird. Entgegen der vielerorts vorherrschenden Annahme, dass kindliche Partizipation zu viel Zeit beansprucht und die Planung „sinnvoller“ Angebote erschwert, kann diese zur Entschleunigung des Alltags beitragen und neue, bisher unbekannte Situationen und Themen zutage bringen, die die Weiterentwicklung der Kinder und des Teams fördern.

Die Kita-Leitung ermutigt die Mitarbeitenden, möglichst viele Gelegenheiten zu schaffen, in welchen die Kinder eigenständig aktiv werden können. Sie zeigt auf, wie die Fachkräfte diese Anlässe zur Förderung bestimmter Fähigkeiten oder Kenntnisse nutzen können. Ergänzend greift das Team auch bei der Planung „fester“ Angebote oder Projekte die Lebenswelten und die (tages-)aktuellen Interessen der Kinder auf. Diese lassen sich durch Beobachtung, Unterhaltungen „nebenbei“, etwa während der Mahlzeiten, sowie im Morgenkreis oder im Rahmen von Kinderkonferenzen gut herausfinden.

Hinsichtlich der Wünsche, Sorgen und Meinungen der Jüngsten zeigt sich das Team offen und reflexionsbereit: Idealerweise etabliert es im Rahmen des Beschwerdemanagements in der Kita verschiedene Möglichkeiten für den Nachwuchs, seine Ansichten frei zu äußern. Beispielsweise kann eine Fachkraft oder die Kita-Leitung in einer offenen Sprechstunde zu festgelegten Zeiten (für Kinder verständlich, z. B. immer nach dem Frühstück) und in dafür bekannten Räumen oder „Ecken“ vertraulich angesprochen werden. Alternativ wählen die Kinder erwachsene Vertrauenspersonen oder Streitschlichter:innen unter den älteren Kindern, die sie jederzeit um Rat fragen können. Auch die klassische „Wunsch- oder Beschwerdebox“, gut sichtbar und leicht zugänglich im Kita-Flur angebracht, eignet sich gut dafür, die Wünsche der Kinder – und auch der Eltern – zu erfragen. Im Sinne der Niedrigschwelligkeit ist das Beschwerdemanagement so organisiert, dass auch jene Kinder, die sich (noch) nicht so gut ausdrücken können, ermutigt fühlen, sich zu äußern. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass die Kita-Leitung und die Fachkräfte auch alle Wünsche und Kritikpunkte der Kinder ernst nehmen und möglichst zeitnah aufgreifen. Wichtige Anliegen, die sich nicht auf kurzen Wegen umsetzen oder klären lassen, werden in Gesprächen mit den Kindern, Eltern oder auch im Team thematisiert.

Informationen zum Thema Beschwerderäume für die Kinder schaffen erhalten Sie auch in unserem Starke Kita MOOC im Kapitel Beschwerdemanagement.

Methode: Kita-Detektive – Beschwerdemanagement mit Kindern in der Einrichtung

Bei der Methode „Kita-Detektive“ machen die Kinder einen Rundgang durch die Einrichtung und äußern zu einzelnen Stellen und Orten eigene Ideen, Kritik und Wünsche. Kärtchen und Zeichnungen helfen ihnen dabei, auszudrücken, wo sie am liebsten spielen und was sie an bestimmten Orten stört. So erfassen die Fachkräfte die Kindersicht auf Begebenheiten in der Kita, die ihnen vorher vielleicht nicht aufgefallen wären – und können diese bei Bedarf verändern.

Geeignet für:

3 bis 10 Kinder in einer Gruppe, mehrere Gruppen sind möglich

Zeit:

mindestens 90 Minuten

Material:

“Detektivbogen” und Stifte, Klemmbretter, Sofortbildkameras,
Smiley- und Symbolkärtchen (hier als Download-PDF zum Ausdrucken)

Ziel:

Die Kinder gehen in den Räumlichkeiten und Außenbereichen der Kita auf Erkundungstour und markieren Dinge oder Orte, die ihnen (nicht) gefallen mit den beigefügten Smileys und Symbolen oder schreiben bzw. malen ihre Ideen und Wünsche auf ein Blatt. Auf diese Weise findet das Team heraus, welche “Ecken” besonders beliebt sind und wie die Kita noch kindgerechter gestaltet werden könnte.

Ablauf:
  1. Erläutern Sie den Kindern das Ziel und den Anlass der Erkundungstour.
  2. Stellen Sie den Ablauf vor.
  3. Erklären Sie, was anschließend mit den Ergebnissen passiert und wann und in welcher Form die Kinder eine Rückmeldung bekommen.
  4. Lassen Sie die Kinder allein oder in Begleitung durch die Kita und die Außenbereiche gehen.
  5. Die Kinder legen an den betreffenden Stellen Smileys und Symbolkarten aus oder fotografieren die diese mit der Digitalkamera und notieren oder malen mit Ihrer Unterstützung etwas auf den Detektivbogen.
  6. Anschließend oder in einem weiteren Treffen können Sie die Ergebnisse gemeinsam mit den Kindern und im Team begutachten. Welche Orte sind beliebt oder auch nicht – und warum? Was könnte das Team oder die Kita-Gemeinschaft an “unschönen” Stellen verändern?
Tipp:

Je nach Alter der Teilnehmenden kann diese Methode sehr spielerisch gestaltet werden. Hierfür stattet das Team die Kinder mit Detektivausweisen, Lupen oder “Detektivkoffer” (die die Kärtchen enthalten) aus. Die Kinder pirschen sich auf leisen Sohlen an die “Tatorte“ in der Kita heran und legen ihre Kärtchen “heimlich” ab.

Ideen für Kärtchen:

Die Smileys und Symbolkärtchen können einzeln oder auch in Kombination abgelegt werden, z. B. lachender Smiley + Sandspielzeug => hier kann man gut spielen; trauriger Smiley + Ball => hier kann man nicht gut Ball spielen.

Smileys:
Fröhlich (finde ich gut), traurig (nicht gut), “neutral” (weiß nicht)

Symbole:
Ball (Ballspiele), Springseil (Bewegungsspiele), Glühbirne (hier habe ich eine Idee), Fragezeichen (warum ist das so?), Stift (malen, basteln), Mond und Sterne (ausruhen, schlafen), Bauklötze (bauen), Lupe (entdecken, forschen), Würfel (Gesellschaftspiele), Besteck (Essen), Buch (lesen, Sprache), Computer (digitale Medien), Trommel (Musik), Hände (Treffpunkt), Rollstuhl (barrierefrei), Superheldin (Rollenspiel, verkleiden), Hand mit Wasserhahn (Hygiene), Hand mit Pflanze (BNE), Rechenrahmen (Mathematik), Hand (Stopp, Vorsicht), Zelt (verstecken spielen)

Dies ist nur eine Auswahl an möglichen Karten, die Sie für die Methode nutzen können. Diese und weitere Symbole finden Sie bei den Piktogrammen in Microsoft Office.

Methode in Anlehnung an Quelle: „Kinder an kommunalen Entscheidungen beteiligen. Praxisbeispiele und Arbeitsmaterialien“, eine Broschüre des Programms Demokratie in Kinderhand der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), 2019.

Hier geht es zum Download-PDF des Tools „Kita-Detektive“.

Hier geht es zum Download-PDF der Smiley- und Symbolkärtchen.

Räumlichkeiten

Ein für die Kinder möglichst eigenständig und partizipativ gelebter Kita-Alltag setzt entsprechend gestaltete Räumlichkeiten und Außenbereiche voraus, ausgestattet mit möglichst anregendem und kindgerechtem Mobiliar sowie vielen unterschiedlichen Spiel-, Bau- und Bastelmaterialien. Spezielle Bereiche oder Räume in der Einrichtung, wie beispielsweise Lese-, Puppen-, Bau- oder Kreativecken sowie andere Spiel- und Bewegungszonen sollten selbsterklärend und von den Kindern auch ohne Anleitung oder Aufsichtsperson nutzbar sein. Gleiches gilt für Dinge des alltäglichen Gebrauchs, etwa im Ess- oder Sanitärbereich. Ebenso wichtig wie die attraktive Ausstattung ist die physische Erreichbarkeit und Verfügbarkeit wichtiger Alltagsdinge. Sprich: Die Kinder sollten wiederkehrende Alltagsroutinen oder neue Spiel- und Lernanlässe möglichst selbstständig bewältigen oder initiieren können – ohne Erwachsene jedes Mal um Erlaubnis oder Unterstützung bitten zu müssen. Deshalb sollten die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, ausgenommen potenziell gefährlicher Werkzeuge oder Materialien (wie scharfe Scheren, gefährliche Klebstoffe etc.), permanent „in Kinderhöhe“ zur Verfügung gestellt werden.

Um zu überprüfen, ob die Räumlichkeiten der Kita kindgerecht und sicher ausgestattet sind, kann die Kita-Leitung die Fachkräfte bitten, die Kinder über einen bestimmten Zeitraum hinweg bewusst zu beobachten und sich dabei folgende Fragen zu stellen: Ist das, was die Kinder häufig zum Spielen oder auch in im Ess- oder Sanitärbereich benötigen (z. B. Becher, Getränke, Handtücher, Zahnpflegeartikel) frei zugänglich? Kommen auch die Jüngsten mit denen ihnen gebotenen Gegenständen oder Hilfsmitteln alleine zurecht (z. B. Handhabung Besteck, Öffnen von Kisten etc.)? Passt die Höhe der Tische, Stühle, Waschbecken oder Toiletten für Kinder aller Altersstufen? Zusätzlich zu dieser Beobachtung können Fachkräfte die Räumlichkeiten auch einmal selbst „auf Kinderhöhe”, beispielsweise auf einem Rollbrett sitzend, inspizieren. Nicht zuletzt bietet es sich an, die Kinder selbst mithilfe kindgerechter Methoden aktiv bei der Planung und Gestaltung der Räumlichkeiten und Außenbereiche einzubeziehen.

Eine gut ausgestattete und sichere Umgebung ist das A und O für die Beteiligung der Jüngsten am Kita-Alltag. So können die Kinder von Anfang an ihren Grundbedürfnissen und neuen Impulsen nachgehen, ohne sich vorab zu erklären zu müssen. Dies wiederum fördert deren Motivation, möglichst viele Dinge selbst zu entscheiden und zu tun.

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie auch in unserem Starke Kita MOOC im Kapitel 4. Die Kita-Konzeption – 4.4. Konzeption gemeinsam gestalten.