Illustration: Fernglas-Rahmen. Darin ist auf der einen Seite Kita-Leitung und Fachkraft, auf der anderen Seite eine Familie zu sehen.

Kita-Praxis Erziehungs- und Bildungs­partnerschaft

Um die Jüngsten bestmöglich zu fördern, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern und Familien unverzichtbar. Denn Angehörige kennen die Lebenswelten und Bedürfnisse der Kinder am besten und können die Fachkräfte so bei ihrer pädagogischen Arbeit unterstützen. Idealerweise werden Familien nicht nur niedrigschwellig über wichtige Entscheidungen informiert, sondern auch ermutigt, sich in ihrer sprachlichen und kulturellen Vielfalt in den Kita-Alltag einzubringen. Indem die Kita-Leitung und die Fachkräfte allen Menschen, die dem Kind wichtig sind, auf Augenhöhe begegnen und deren Engagement wertschätzen, bauen sie stabile Erziehungs- und Bildungspartnerschaften auf.

Familien informieren und beteiligen

Haltung

Die Befürchtung, dass viele unterschiedliche Sichtweisen, Ideen und Wünsche im Kita-Alltag einen zeitlichen und organisatorischen Mehraufwand mit sich bringen, ist meistens unbegründet. Ebenso wenig führt eine stärkere Beteiligung der Familien zwingend zu einem Konflikt mit den Ansichten und Handlungsabsichten des Kita-Teams. Vielmehr können Familien den Kita-Alltag durch eigene Initiativen und Angebote vielseitig bereichern.

Die Leitungsfachkraft nimmt den Kolleg:innen die mögliche Scheu gegenüber partizipativen Prozessen, zeigt deren Chancen auf und gestaltet bewusst verschiedene Beteiligungsformate für Familien. Hierfür bauen Leitung und Team persönliche Beziehungen zu den Erziehungsberechtigten auf, finden deren Interessen und Stärken heraus und motivieren sie zum Mitwirken. An dieser Stelle ist es wichtig, die Vielfalt der familiären Lebenswelten und Sprachen zu berücksichtigen, um tatsächlich allen die gleichen Chancen auf Partizipation zu geben.

Dauerhaftes Engagement anzustoßen, erfordert mitunter Zeit und Mut von allen Seiten. Doch sobald Väter, Mütter oder auch andere Bezugspersonen der Kinder erste Initiativen gebildet haben, eigenständig kleine Projekte umsetzen und sich als selbstwirksamen und aktiven Teil der Kita-Gemeinschaft begreifen, erlebt das Team die Eltern- und Familienbeteiligung als Entlastung statt als Belastung.

Weitere Informationen zum Thema Eltern- und Familienbeteiligung erhalten Sie auch in unserem Starke Kita MOOC im Kapitel 6. Sozialraum – 6.5 Elternarbeit – Bildungspartnerschaft.

Impuls: Vorurteile zu Partizipation im Team besprechen 

„Die Partizipation der Eltern bringt doch nur Mehraufwand!“ oder „Beteiligen wir nicht schon genug?“ – Es herrschen viele Vorurteile über die Einbindung von Eltern in wichtige Entscheidungen des Kita-Alltags. Hier geht es darum, diese zu hinterfragen und die positiven Seiten der Elternbeteiligung schätzen zu lernen.

Folgende sechs Vorurteile und Gegenargumente können entsprechende Reflexionen im Team anregen.

Idealerweise starten Sie die jeweilige Besprechungsrunde mit einem Vorurteil und lassen die Kolleg:innen dann gemeinsam nach individuellen Antworten suchen. Die hier dargelegten Gegenargumente sind nur beispielhaft.

Partizipation ist gefährlich! Man weiß nie, was dabei herauskommt.

Partizipation bereichert! Eltern können ihre Stärken einbringen.

 

Mit einem durchdachten Angebot erreichen wir alle Eltern, oder?

Das Angebot ist wie die Eltern – vielfältig.

 

Nur vier Mütter? Dann lohnt sich der Aufwand für dieses Angebot nicht.

Die Eltern, die da sind, sind genau die Richtigen. Jedes Treffen ist eine Chance.

 

Das Plakat hängt doch an der Infowand!

Persönliche Gespräche sorgen für ein starkes Miteinander.

 

Ich mache den Job seit 20 Jahren! Ich weiß, was die Eltern brauchen.

Den Blickwinkel verändern und neue Wege gehen.

 

Erst wenn es Probleme gibt, müssen die Eltern einbezogen werden.

Gemeinsame Erlebnisse schaffen eine Basis für Vertrauen.

Vorurteile und Gegenargumente in Anlehnung an Bildunterschriften aus Quelle:
„Gemeinsam erfolgreich. Eltern als Bildungs- und Erziehungspartner“. Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in Zusammenarbeit mit den Programmen Lichtpunkte und Mittel.Punkt.

Hier geht es zum Download-PDF des Tools „Vorurteile zu Partizipation im Team besprechen“

Transparenz als Voraussetzung

Transparenz in der Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten ist wichtig für ein partnerschaftliches und vertrauensvolles Miteinander. Indem das Team das Alltagsgeschehen in der Kita für alle Familien erlebbar macht, schafft es wichtige Voraussetzungen für elterliche Mitwirkung und Mitgestaltung. Dazu gehört auch eine bedürfnisorientierte Ansprache der Familien auf verschiedenen Kommunikationswegen und bei Bedarf in verschiedenen Sprachen. Turnusmäßige Elternbefragungen können dem Team wertvolle Impulse für die strukturelle und inhaltliche Weiterentwicklung geben.

Die Leitungskraft sorgt dafür, dass das Einrichtungskonzept, die pädagogische Arbeit, die Ergebnisse möglicher Elternbefragungen sowie die Alltagsprojekte der Kinder transparent gemacht werden. Dies kann beispielsweise durch ein Elternhandbuch oder Aushänge in der Kita geschehen. Auch digitale Medien eignen sich für die Weitergabe von Informationen und Wissenswertem aus dem Kita-Alltag. Überdies erhalten Sorgeberechtigte die Möglichkeit, den Kita-Alltag ihres Kindes im Rahmen verschiedener Formate, beispielsweise bei Ausflügen oder Hospitationen, besser kennen zu lernen. Das gesamte Team zeigt sich jederzeit offen für Fragen oder Anregungen.

Weitere Informationen zur Kommunikation mit Erziehungsberechtigten und der diesbezüglichen Nutzung digitaler Medien erhalten Sie auch in unserem Starke Kita MOOC im Kapitel 4. Die Kita-Konzeption – 4.3 Zielsetzung, Entwicklung, Umsetzung – Video 5 (Sprachliche Barrieren in der Kommunikation mit Eltern und Erziehungsberechtigten)

Methode: Elternbefragung bei der Kita-Qualitätsentwicklung

Die Beteiligung der Eltern ist eine wichtige Ressource zur Weiterentwicklung von Kita-Qualität. Eine geeignete Methode, um deren Anregungen, Sichtweisen und Bedürfnisse systematisch zu erfassen, ist die Elternbefragung. Aus dieser können die Kita-Leitung und das Team in einem nächsten Schritt wichtige Impulse und Veränderungen ableiten. Führt eine Kita in regelmäßigen Abständen Elternbefragungen durch, etwa einmal im Jahr, werden entsprechende Entwicklungsschritte und Erfolge sichtbar.

Material:

Papier, PC, Drucker

Zeit:

Die Durchführung dauert ca. 20 Minuten pro befragter Person; die Vor- und Nachbereitungszeit im Team sind abhängig von Umfang und Frageform.

Ziel:

Die Eltern geben ihr Feedback zu verschiedenen Arbeitsbereichen der Kita. Dieses Feedback wird interpretiert und in die zukünftige Arbeit einbezogen

Durchführung

Zunächst wird gemeinsam geklärt, was das Team von den Eltern wissen möchte. Darauf basierend erarbeiten Verantwortliche einen Fragebogen. Das Erstellen von Fragebögen ist an gewisse Regeln gebunden, wie beispielsweise die Übersichtlichkeit des Aufbaus, verständliche Antwortvorgaben, usw. Auch die Frageform sollte bedacht werden: Beinhaltet der Bogen offene Fragen, die keine Antwortvorgaben enthalten oder geschlossene Fragen, die ein Spektrum an Antworten vorgeben? Beides hat Vor- und Nachteile. So sind offene Fragen aufwendiger auszuwerten, wohingegen geschlossene Fragen alle potenziellen Antwortmöglichkeiten beinhalten sollten. Diese sind in ihrer Gesamtheit wiederum schwer zu erfassen.

Die Befragung selbst kann beispielsweise im Rahmen eines Elternabends oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B. eine Woche) erfolgen. Wenn die Befragten ihre Antwortbögen in eine “Zettelbox” werfen, statt diese persönlich abzugeben, kann die Anonymität besser gewahrt werden. Diese ist wichtig für ein ehrliches Feedback.

Auswertung:

Die Auswertung der Antworten erfolgt im Team, idealerweise in Kleingruppen. Diese setzen sich mit verschiedenen Fragestellungen auseinander: Welche Ergebnisse haben uns am meisten überrascht? Was haben wir so erwartet? Welche Ursachen liegen vermutlich hinter bestimmten Ergebnissen? Abschließend diskutiert das Team alle Auswertungsergebnisse, um gemeinsam darüber zu entscheiden, wie die Eltern über die Befragungsergebnisse informiert werden und vor allem, welche Verbesserungen und Maßnahmen sich daraus für die Kita ableiten lassen.

Tipp:

Die kostenfrei erhältliche Software Grafstat eignet sich gut, um eine Elternbefragung vorzubereiten. Ein passendes Handbuch enthält umfangreiche Hinweise zur Fragebogenerstellung und -auswertung.

Quelle: „Methodensammlung: Lernorte der Demokratie im Vor- und Grundschulalter“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), Regionalstelle Sachsen, Dresden, 2009, Kapitel 7.1, Seite 77 des PDFs.

Hier geht es zum Download-PDF des Tools „Elternbefragung bei der Kita-Qualitätsentwicklung“.

Vertrauensvolle Erziehungspartnerschaften aufbauen

Die Familien kennen ihren Nachwuchs am besten, die Kita-Fachkräfte betreuen diesen über einen langen Zeitraum hinweg fast täglich. Um die Kinder bestmöglich zu begleiten und zu fördern, gehen beide Seiten eine wertschätzende und vertrauensvolle Erziehungspartnerschaft ein. Sie tauschen sich von Anfang an regelmäßig über den Entwicklungsstand des Kindes sowie dessen Aktivitäten in der Kita aus – nicht erst dann, wenn es Probleme gibt.

Die Kita-Leitung fördert den Aufbau dieser partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Fachkräften, Eltern und Familien auf verschiedenen Ebenen:

Beobachtung und Dokumentation: Ein wichtiges Fundament für die Kommunikation mit den Eltern und Familien ist eine systematische Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Bildungs- und Entwicklungsprozesse. Die Kita-Leitung sensibilisiert die Fachkräfte in diesem Zusammenhang für eine transparente Vorgehensweise. Indem diese den Erziehungsberechtigten erklären, warum sie den Nachwuchs beobachten und dessen Entwicklungsfortschritte dokumentieren, vermeiden sie Missverständnisse und Unsicherheiten.

Elterngespräche auf Augenhöhe: Die Fachkräfte lassen die Eltern bei Entwicklungsgesprächen an den Beobachtungen im Kita-Alltag teilhaben, machen ihre Dokumentation transparent und erfragen gleichzeitig die Einschätzung der Sorgeberechtigten. Auf diese Weise zeigen die Fachkräfte, dass sie die Bedürfnisse des Kindes im Blick haben und an einer Beziehung mit den Eltern und Familien auf Augenhöhe interessiert sind. Zudem erhöhen sie deren Vertrauen in die pädagogische Arbeit des Teams und deren Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

Regelmäßiger Austausch: Die Kita-Leitung motiviert die Fachkräfte, auch im Kita-Alltag mit Eltern und Familien ins Gespräch zu kommen, beispielsweise bei gemeinschaftlichen Aktivitäten oder bei Tür-und-Angel-Gesprächen. Jede Familie lässt sich auf eine andere Weise gut erreichen und hat unterschiedlichen Gesprächsbedarf. Auch könnten Schüchternheit, Unsicherheit oder Sprachbarrieren dem Austausch im Wege stehen. Es ist die Aufgabe der Fachkräfte, auf die Erziehungsberechtigten zuzugehen und herauszufinden, was diese brauchen.

Vorurteilsfreie Haltung: Das Team wird angehalten, bestimmte Verhaltens- oder Sichtweisen der Eltern und Familien nicht voreilig zu bewerten, sondern sich vorurteilsfrei auf deren unterschiedliche Lebenssituationen und Erziehungsmodelle einzulassen. Dazu gehört auch die Bereitschaft der Leitung sowie der Fachkräfte, die eigenen pädagogischen Wertevorstellungen zu hinterfragen und sich dialogbereit zu zeigen.

Wenn das Kita-Team den Eltern und Familien auf Augenhöhe begegnet, sensibel auf deren Bedürfnisse eingeht und eine konstruktive wie wertschätzende Gesprächskultur pflegt, entstehen vertrauensvolle Erziehungspartnerschaften. Diese kommen nicht nur den Sorgeberechtigten und Fachkräften, sondern vor allem den Kindern zugute.

Weitere Informationen zum Thema Eltern- und Familienbeteiligung erhalten Sie auch in unserem Starke Kita MOOC im Kapitel 6. Sozialraum – 6.5 Elternarbeit – Bildungspartnerschaft. Informationen zum Thema Eltern-Beschwerden erhalten Sie im Kapitel 8. Beschwerdemanagement – 8.3 Beschwerderäume für Eltern schaffen.

Für Neues öffnen, um Familien zu unterstützen

Manchmal erleichtern Routinen den Kita-Alltag. Insbesondere Leitungsfachkräfte mit Berufserfahrung können die Bedürfnisse von Eltern und Familien oft automatisch gut einschätzen. Dennoch sollten sie angesichts ihrer langjährigen Erfahrungen und vielseitiger Qualifikationen nicht in eine Routinefalle geraten. Ebenso wie sich junge Leitungsfachkräfte am besten nicht zu sehr von ihren Vorgänger:innen beeinflussen lassen und bei der Elternarbeit nicht nur auf „Bewährtes” setzen.

Vielmehr erfordert die Vielfalt der Familien eine ständige Offenheit der Leitung sowie des Teams gegenüber neuen Ideen, deren Bereitschaft zur Selbstreflexion sowie den Mut, Gewohnheiten zu verändern. Diese Einstellung bezieht sich idealerweise nicht nur auf interne Themen und Prozesse, sondern begünstigt auch den Blick über den Tellerrand: So kann das Team auch von externen Akteur:innen lernen und Angebote aus dem Kita-Umfeld im Sinne der Familien nutzen. In einem kooperativen Netzwerk, beispielsweise mit sozialen Diensten, Ämtern, Vereinen oder Kultureinrichtungen aus dem Sozialraum, können die Einrichtungen den Familien ein umfangreiches und bedarfsgerechtes Bildungs- und Beratungsangebot machen.

Engagement wertschätzen und fördern

Für eine Informationsveranstaltung hat die Kita-Leitung eine renommierte Referentin eingeladen, Mittel für Honorar und Reisekosten aufgetrieben und die Erziehungsberechtigten auf verschiedenen Kanälen eingeladen – doch die Stuhlreihen bleiben weitgehend leer. In solchen Momenten stellen sich Verantwortliche mitunter die Frage: „Für wen und warum machen wir das hier überhaupt?“ Angesichts der intensiven Vorbereitung, trotz zahlreicher anderer Leitungsaufgaben, ist eine Enttäuschung über die mangelnde Teilnahme zunächst verständlich.

Es gibt jedoch auch viele Gründe, jedes noch so kleine Anzeichen von Interesse und Engagement seitens der Eltern und Familien zu sehen, zu wertschätzen und zu fördern: Vielleicht sind es gerade die wenigen Anwesenden, welche die Kita-Leitung und das Team in die Planung und Gestaltung der nächsten Angebote einbeziehen können? Vielleicht lernen sich alle im kleinen Kreis besser kennen oder tauschen Ideen aus, wie abwesende Eltern in Zukunft besser erreicht werden können? Es liegt an der Kita-Leitung, auch Veranstaltungen mit wenig Teilnehmenden und jedes noch so „kleine“ Zusammentreffen mit den Eltern und Familien als Chance zu begreifen und den Blick des Teams auf die positiven Aspekte zu lenken.

Impulsfragen: Partizipation der Eltern

Die Ideen und das Engagement der Eltern können die Kita-Arbeit enorm bereichern. Mithilfe der folgenden Impulsfragen können Kita-Leitung und Fachkräfte gemeinsam den Status Quo der partizipativen Elternarbeit in der eigenen Einrichtung feststellen. Die Fragen beleuchten nicht nur das Vorhandensein passgenauer Angebote für Mütter und Väter, sondern auch die gemeinsame Haltung im Team sowie dessen Wertschätzung der Fähigkeiten sowie des Engagements der Eltern.

Beteiligung der Eltern

  • Welche Angebote oder Projekte in der Kita können Eltern ohne Kita-Leitung oder Fachkräfte realisieren?
  • Wo entscheiden diese gemeinsam mit dem Team?
  • An welchen Angeboten und Prozessen können Sie Eltern (noch stärker) beteiligen?
  • In welchen Bereichen sollten Leitung oder Team bestimmte Dinge allein in der Hand behalten?
  • Zu welchem Anlass (Projekt, Fest, Aktivität) hat die Kita die Eltern zuletzt eingebunden?
  • Was lief hier gut, was nicht?
  • Welche Erkenntnisse lassen sich hieraus für die zukünftige Zusammenarbeit ziehen?

Interessen und Stärken der Eltern  

  • Was wissen Sie über die Interessen, Berufserfahrungen und Kompetenzen der Eltern?
  • Was davon könnte das Kita-Leben bereichern?
  • In welcher Form ließen sich die von Eltern gestaltete Angebote in der Kita umsetzen?
  • Welche Personen könnte man dafür in einem ersten Schritt ansprechen?
  • Wer im Team könnte die Koordination solcher Angebote übernehmen?

Wertschätzung des Elternengagements 

  • Woran machen Sie fest, dass ein Kita-Angebot für oder mit Eltern erfolgreich ist oder nicht?
  • Wo und auf welchem Weg suchen Sie die Gründe für beispielsweise eine geringe Teilnahme an Veranstaltungen?
  • Passen Ihre Veranstaltungsformate zur Elternschaft?
  • Können bestimmte Eltern als Multiplikatoren fungieren, um weitere Eltern einzubeziehen?
  • Gibt es Mitglieder des Elternbeirats, des Fördervereins oder mehrsprachige Eltern, die noch stärker eingebunden werden könnten?

Hauptquelle der Impulsfragen: “Gemeinsam erfolgreich – Eltern als Bildungs- und Erziehungspartner”, eine Broschüre der Programme Lichtpunkte und Mittel.Punkt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).

Hier geht es zum Download-PDF der Impulsfragen zum Thema „Partizipation der Eltern“.

Beschwerdemanagement

Wenn sich Sorgeberechtigte in der Kita über etwas beschweren, schrillen bei vielen Fachkräften erst einmal die Alarmglocken. Schließlich bedeutet eine Beschwerde meistens, dass jemand mit bestimmten Dingen nicht einverstanden ist oder sich ungerecht behandelt fühlt. Ist die Kritik dann auch noch vorwurfsvoll formuliert oder mit einer schwer umsetzbaren Forderung verknüpft, sind Frust und Ärger vorprogrammiert. Es sei denn, die Fachkräfte wissen, wie sie in solchen Situationen sinnvoll vorgehen.

Orientierung und Unterstützung bietet ein für alle zugängliches und transparentes Beschwerdemanagement. Es legt beispielsweise fest, wann Elternsprechstunden stattfinden, welche Kolleg:innen sich um welche Anliegen kümmern und wie bei bestimmten Themen vorzugehen ist. Eine positive Beschwerdekultur setzt nicht nur verbindliche Prozesse voraus, sondern auch eine gemeinsame Haltung des Teams: Alle Mitarbeitenden sollten deshalb den Eltern und Familien gegenüber signalisieren, dass sie für Wünsche, Beschwerden und Feedback offen sind. Hier kann die Kita-Leitung mit positivem Beispiel vorangehen und nicht nur sich selbst kritikfähig zeigen, sondern auch das Beschwerdemanagement regelmäßig auf den Prüfstand stellen. Weil Sorgeberechtigte mit ihrer Kritik häufig den Wunsch nach Veränderung oder Mitwirkung ausdrücken, ist eine konstruktive Handhabe von Beschwerden auch eine gute Chance, um die Erziehungspartnerschaft zu stärken und die Betreuungsqualität zu verbessern.

Reflexionsfragen: Beschwerdemanagement in der Kita

Jede Kita geht anders mit Beschwerden seitens der Eltern um. Daher sollten Einrichtungen, die ein strukturiertes Beschwerdemanagement aufbauen möchten, bei sich zunächst eine aktuelle Bestandsaufnahme machen: Wie gelangen Elternbeschwerden derzeit ans Team? Wie geht es damit um? Eine Liste von Reflexionsfragen hilft Fachkräften dabei, den Status Quo in Sachen Beschwerdemanagement zu erfassen und darauf aufbauend eine neue Vorgehensweise zu etablieren.

  • Wie und auf welchen Wegen beschweren sich Eltern und Familien in Ihrer Einrichtung?
  • Wie begegnen Sie Beschwerden?
  • Wie behandeln Sie Beschwerden?
  • Welche offiziellen Beschwerdemöglichkeiten gibt es für die genannte Zielgruppe? Werden diese Möglichkeiten (regelmäßig) transparent kommuniziert? In welchem Rahmen?
  • Welche Vorteile sehen Sie in der Etablierung eines Beschwerdemanagementsystems in Ihrer Kita? Gibt es möglicherweise auch Nachteile? Was können Sie diesen Nachteilen entgegensetzen?

Checkliste: Beschwerden in der Kita bearbeiten

Beim Beschwerdemanagement in der Kita ist es zentral, Missverständnissen vorzubeugen, Frust zu vermeiden und gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Das ist nur möglich, wenn verantwortliche Kita-Fachkräfte von Anfang an koordiniert vorgehen und keine wichtigen Aspekte vergessen. Die folgende Checkliste hilft ihnen dabei.

  • Nachvollziehbarkeit und Transparenz für das Beschwerdeverfahren schaffen: Sobald die Beschwerde entgegengenommen wurde, ist es ratsam, die/den Beschwerdeverfasser:in vollumfänglich über das weitere Vorgehen zu informieren. Nicht zu wissen, was mit der Beschwerde geschieht, bietet eine Frustrationsfläche, die sich negativ auf die weitere Kommunikation auswirken kann.
  • Vollständigkeit: Beschwerden sollten immer vollständig schriftlich aufgenommen werden. Hierzu eignet sich z. B. ein selbstständig erarbeitetes Formblatt. Um die Vollständigkeit und Korrektheit zu überprüfen und Missverständnissen vorzubeugen, empfiehlt es sich, dass die Beschwerde durch die Unterschrift des/der Beschwerdeverfasser:in bestätigt wird.
  • Verständnis bei Beteiligten schaffen: Alle Personen, die im Kita-Kontext beschwerdeberechtigt sind, müssen in das Beschwerdemanagement der Kita eingeführt werden, um es verstehen zu können. Dies umfasst u. a. die Aufklärung über die Beschwerdeanlaufstellen, zuständige Ansprechpartner:innen oder die Dokumentation und Abhandlung der Beschwerden. Alle Beteiligten müssen verstehen, zu welchem Zweck die Kita mit diesem Beschwerdemanagementsystem arbeitet, denn nur so kann die Umsetzung konsequent erfolgen. Die Aufklärung erfolgt zielgruppengerecht (Kinder, Erziehungsberechtigte, Team).
  • Zuständigkeiten klären: Zur systematischen Bearbeitung einer Beschwerde ist es sinnvoll, Zuständigkeiten im Team zu klären. Wer ist von der Beschwerde betroffen? Braucht die betroffene Person Unterstützung? Sind externe Personen von der Beschwerde betroffen (z. B. Catering)? Wer kontaktiert diese? Wer hält den/die Beschwerdeverfasser:in auf dem Laufenden? Muss der Träger mit einbezogen werden?
  • Zeitplan: Wenn möglich, empfiehlt es sich, einen Zeitplan zur Abhandlung der Beschwerde aufzustellen. Dies stellt sicher, dass die Beschwerde zeitnah bearbeitet wird und bestenfalls abschließend ad acta gelegt werden kann.
  • Rückmeldung: Im Rahmen des Beschwerdeverfahrens ist es unerlässlich, alle Beteiligten regelmäßig über den Stand der Dinge zu informieren. Der/die Beschwerdeverfasser:in weiß somit, dass die Beschwerde ernstgenommen und bearbeitet wird. Wichtig ist, den/die Beschwerdevefasser:in auch dann zu informieren, wenn die Beschwerde nicht angenommen/umgesetzt werden kann. Dies kommt in erster Linie bei Ermöglichungsbeschwerden vor, die Wünsche beinhalten, die z. B. aus finanziellen, organisatorischen oder personellen Gründen nicht realisiert werden können (z. B. neues Klettergerüst/ein Ausflug pro Woche/jeden Tag in die im Nachbarort gelegene Turnhalle gehen). Dies gibt dem/der Beschwerdeverfasser:in das Gefühl, dennoch gehört und ernstgenommen zu werden.

Vielfalt

Diversität der Familien wertschätzen und Gemeinsamkeiten stärken

Ebenso wie die Kinder sind auch deren Familien sehr vielfältig: So trifft man in einer Kita alleinerziehende Mütter oder Väter, „klassische“ Familien, Regenbogen- oder Patchworkfamilien. Sie haben unterschiedliche Berufe, Fähigkeiten und Bedürfnisse, stammen aus verschiedenen Kulturkreisen und sprechen verschiedene Sprachen. Die Kita-Leitung und die Fachkräfte heißen alle Eltern und Sorgeberechtigten gleichermaßen willkommen und ermutigen sie, sich in den Kita-Alltag einzubringen, etwa in Projekten oder Vorlesepatenschaften. Indem das Team die Vielfalt der Familien wertschätzt, legt es einen wichtigen Grundstein dafür, dass sich Eltern und Kinder respektiert fühlen und die Einrichtung als sicheren und vertrauenswürdigen Ort erleben.

Angesichts der Familienvielfalt ist es eine Herausforderung, bei jedem neuen Angebot der Kita sicherzustellen, dass tatsächlich alle Sorgeberechtigten erreicht werden. Bewährte Formate für den ungezwungenen Austausch sind gemeinsame Feste, Ausflüge, Mahlzeiten, kulturelle Veranstaltungen oder Eltern-Cafés. Die Kita-Leitung und die Fachkräfte initiieren regelmäßig Anlässe dieser Art, um die familiären Unterschiede zu überbrücken und Gemeinsamkeiten zu stärken.

Umgang mit Vorurteilen und Rassismus

Immer wieder gibt es in der Kita auch Kinder oder Erwachsene, die andere aufgrund ihrer Herkunft oder wegen Behinderungen ausgrenzen oder beleidigen, sowohl bewusst als auch unbewusst. Zudem machen auch manche Eltern oder Fachkräfte kein Geheimnis aus ihrer rassistischen Gesinnung. Es ist die Aufgabe des Teams, hier gegenzusteuern, damit die Kita für alle Kinder und Familien ein geschützter und diskriminierungsfreier Ort bleibt: Es macht seine tolerante Haltung auch nach außen sichtbar und bezieht immer wieder sachlich wie freundlich Stellung.

Rückhalt und Unterstützung erhalten die Fachkräfte im Austausch mit der Kita-Leitung und im Team. So sucht das Team gemeinsam nach Möglichkeiten, wie man in bestimmten Situationen angemessen reagieren oder die richtigen Worte finden kann. Zudem sensibilisiert die Leitung das Personal für kritische Alltagsmomente und zeigt Grenzen und Regeln für bestimmte Äußerungen, Kleidungsstücke oder Symbole in der Kita auf. Handreichungen und Schulungen in diesem Themenbereich können diesbezüglich die Souveränität stärken. Die Kita-Leitung signalisiert betroffenen Kindern, Eltern und Fachkräften ihre Unterstützung im Umgang mit beleidigenden oder aggressiven Personen zu, beispielsweise in Form von eigenem Engagement, externer Fachberatung oder Mediation.