Illustration: Landkarte mit markiertem Weg

Kita-Praxis Bildungsthemen

Die thematischen und konzeptionellen Schwerpunkte von Kindertageseinrichtungen sind ebenso vielfältig wie die Lebenswelten der Kinder. Je nachdem, unter welchen Voraussetzungen eine Einrichtung arbeitet, rücken andere Bildungsbereiche in den Fokus. Die folgenden Unterkapitel beleuchten einige Themen, die für die frühkindliche Entwicklung und damit auch für Kitas wichtig sind: Vielfalt und Inklusion, Sprachbildung, Digitalisierung und Medienbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), kulturelle Bildung, Ernährung, Bewegung und Resilienz.

Eine Einrichtung kann und muss nie alle möglichen Themenbereiche abdecken. Vielmehr überprüft die Kita-Leitung regelmäßig, ob aktuelle Schwerpunkte und Angebote weiterhin den Bedürfnissen der Kinder und Familien entsprechen oder ob sich die Situation der Einrichtung oder der Menschen im Umfeld so verändert hat, dass neue Bereiche in den Fokus rücken. Die Art und Weise, wie den Kindern in der Kita bestimmte Themen vermittelt und vorgelebt werden, kann diese nachhaltig prägen: Wenn Fachkräfte den Nachwuchs beispielsweise neugierig machen und ermutigen, sich wichtige Inhalte selbstständig anzueignen, wenn sie die Familien einbeziehen und bei allen Themenbereichen zentrale Werte wie Respekt und Solidarität mitschwingen lassen, sorgen sie nicht nur für ein gutes Aufwachsen, sondern auch für gleiche Bildungschancen aller Kinder.

Themenschwerpunkte, die in einer Einrichtung eine zentrale Rolle spielen sollen, finden sich idealerweise auch in der Einrichtungskonzeption wieder und werden fachlich wie pädagogisch fundiert im Kita-Alltag umgesetzt. Durch passende Weiterbildungen oder auch mithilfe externer Fachberatungen stellt die Einrichtungsleitung sicher, dass die Expertise der Verantwortlichen auf dem aktuellen Stand ist und die Themen gezielt wie altersgerecht vermitteln.

Mit Blick auf die zahlreichen individuellen Bedürfnisse von Kindern sowie verschiedene Kita-Ausrichtungen kann die Redaktion an dieser Stelle nicht alle bildungsrelevanten Schwerpunkte aufgreifen. Gerne nehmen wir jedoch in Zukunft weitere Themen auf, die Kita-Leitungen wichtig sind.

Vielfalt

Tolerante Haltung als pädagogisches Leitbild

Um Vielfalt und Inklusion in einer Einrichtung zu stärken, reichen einzelne Projekte mit Kindern oder Schulungen im Team nicht aus. Vielmehr kommt es darauf an, eine von Sensibilität, Respekt und Toleranz geprägte Grundhaltung in allen Bereichen des Kita-Lebens zu verankern: sowohl auf pädagogischer und struktureller als auch auf personeller Ebene.

Wenn die Kinder in der Kita Vielfalt und Toleranz als „normal“ erleben sollen, ist es unerlässlich, dass die Menschen, die dort arbeiten, entsprechende Werte auch selbst vermitteln und vorleben.

Kindern auf Augenhöhe begegnen

Fachkräfte können unbewusst dazu neigen, Kindern bestimmte Fähigkeiten abzusprechen. Aussagen wie „dafür bist du noch zu klein“ oder Entscheidungen ohne Einbeziehung der Kinder sind typische Beispiele für Adultismus. Dabei bietet gerade die Kita einen geschützten Rahmen und viele Situationen, in denen Kinder sich ausprobieren und sich altersgemäß beteiligen können. Um Begegnungen auf Augenhöhe und Partizipation zu ermöglichen, braucht es Empathie und Geduld auf Seiten der Erwachsenen. Die Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen und Erwartungen im Team kann helfen, unbewusste Machtstrukturen zu erkennen und abzubauen. Ziel ist es, ein gleichberechtigtes sowie respektvolles Miteinander aller Altersgruppen zu fördern.

Die Kita als weltoffener und toleranter Ort

Eine antirassistische Kita heißt alle Kinder und Familien willkommen, unabhängig von Hautfarbe, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit. Persönliche Merkmale sind kein Grund für Ungleichbehandlung oder Diskriminierung. Vielmehr spiegelt sich die Vielfalt der Gesellschaft ganz selbstverständlich in diversen Spielmaterialien, Büchern oder Ritualen wider, sodass sich jedes Kind darin wiederfinden und zugehörig fühlen kann. Das Team, das verschiedene Perspektiven und Erfahrungen einbringt, achtet darauf, durch seine Angebote, Aussagen oder Verhaltensweisen keine rassistischen Stereotype zu reproduzieren. Stattdessen begreift die Kita-Gemeinschaft die Vielfalt der Kinder und Familien als Bereicherung und fördert aktiv eine Kultur der Wertschätzung.

Geschlechtersensible Pädagogik

Kita-Kinder wachsen in vielfältigen Familienkonstellationen auf, darunter auch solche mit queeren Eltern, Geschwistern oder Verwandten. Kinder erkunden ihre Identität auf natürliche Weise. Fachkräfte unterstützen sie in ihrer freien Entwicklung und fördern ein inklusives Umfeld, das Geschlechterstereotypen und Diskriminierung entgegenwirkt. Dazu gehört vor allem ein sensibler Sprachgebrauch, in dem das Geschlecht eines Kindes keine Rolle bei der Einschätzung von Fähigkeiten oder Emotionen spielt. Nicht nur Bücher, Materialien und Aktivitäten im Kita-Alltag repräsentieren verschiedene Lebensweisen und Identitäten. Idealerweise kann auch ein diverses Team dazu beitragen, Vielfalt sichtbar zu machen.

Barrierefreier und inklusiver Kita-Alltag

Kein Kind sollte wegen körperlicher, kognitiver oder intellektueller Beeinträchtigungen von Kita-Aktivitäten ausgeschlossen, bevormundet oder bemitleidet werden. Behindertenfeindlichkeit und Ableismus können aber nur vermieden werden, wenn sich Fachkräfte und Familien von bestimmten Vorstellungen zu einer „normalen“ kindlichen Entwicklung lösen. Eine inklusive Kita bedeutet, dass alle Hindernisse abgebaut werden – sei es im Raum, bei Aktivitäten oder in den Köpfen. Jedes Kind soll seinen Tag in der Kita selbst mitgestalten können. Unterstützungs- und Förderangebote erleichtern die Teilhabe, ohne zu stigmatisieren.

Checkliste: Barrierefreiheit

Kindertageseinrichtungen, die im Sinne der Inklusion und Chancengleichheit kein Kind ausgrenzen wollen, richten ihr Augenmerk auf deutlich mehr als nur die bauliche Ausstattung. Echte Barrierefreiheit berücksichtigt neben körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen ganz unterschiedliche Bereiche, darunter soziale, ethnisch-kulturelle, geschlechtsbezogene und andere individuellen Merkmale.

Mittels folgender Punkte können Leitungskraft und Team überprüfen und sicherstellen, ob sie Kinder und Eltern tatsächlich in allen Bereichen des Kita-Lebens erreichen.

  • Räumlichkeiten (z. B. keine Hindernisse, alles gut zu erreichen)
  • klare Beschilderung (z. B. zusätzlich mit Bildern, Symbolen)
  • leichte/einfache Sprache (z. B. Elterninformationen, Homepage, Einladungen)
  • mehrsprachige Informationen (z. B. Übersetzungen für Elterninformationen, Homepage, Einladungen etc.)
  • Verpflegung (unterschiedliche Ernährungsformen, religiöse Aspekte sowie Unverträglichkeiten beachten)
  • ökonomisch (anfallende Kosten vermeiden, z. B. bei Ausflügen, ggf. Kinderbetreuung oder Verpflegung für Familien bei zusätzlichen Aktivitäten in der Kita mit anbieten)

Idealerweise werden all diese Bereiche systematisch berücksichtigt, wenn neue Informationen, Angebote oder Aktivitäten für Kinder und Familien entwickelt und zugänglich gemacht werden. 

In Anlehnung an Quelle:  “Deutscher Kita-Preis: Ein Inspirationsbuch”, herausgegeben durch das Programm Deutscher Kita-Preis der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung 2020, Seite 134 (Buch) bzw. S. 138 (im PDF).

Hier geht es zum Download-PDF der „Checkliste Barrierefreiheit“.

Sprache

Alltagsintegrierte Sprachbildung

Wenn kleine Kinder sprechen lernen, geschieht dies nur scheinbar von alleine und nebenbei. Vielmehr ist die Sprachbildung von vielen Faktoren abhängig und kann daher auch positiv beeinflusst werden. Weil die Jüngsten einen Großteil ihrer Zeit in der Kita verbringen, sind die Worte und Sprachen, die sie dort hören sowie die Art und Weise, wie sie dort adressiert werden und selbst kommunizieren, prägend für ihre Bildungsbiografie. Nicht umsonst wird die Sprachbildung als „Schlüssel zur Welt“ bezeichnet.

Ein derart grundlegender Bildungsbereich lässt sich in der Kita nicht nur in Einzelprojekten behandeln. Vielmehr legt die Kita-Leitung die Weichen dafür, dass sich Sprachbildung und Sprachförderung kontinuierlich durch den gesamten Kita-Alltag ziehen. Ob beim Essen, Wickeln, Malen oder Spielen – es kommt darauf an, dass die Fachkräfte die vielen kleinen und großen Anlässe im Tagesablauf nutzen, um mit den Kindern zu reden und diese zu ermutigen, selbst zu sprechen. Dies beinhaltet unter anderem, sich selbst deutlich und in ganzen Sätzen zu artikulieren, geduldig zuzuhören, nachzufragen und ein ehrliches Interesse zu zeigen an dem, was die Kinder sagen. Indem die Fachkräfte möglichst viele Dinge, die sie selbst oder die Kinder gerade tun, aktiv benennen, falsche Wörter oder Sätze der Kinder korrekt wiederholen, ohne auf Fehler hinzuweisen und Gespräche durch aktives Nachfragen am Laufen halten, erweitern sie automatisch den Wortschatz der Jüngsten. Diese Kommunikation auf Augenhöhe erfordert viel Zeit und Geduld, ist aber essenziell.

Zusätzliche multimediale Inhalte zu diesem Thema finden Sie auch unter Blick in die Kita.

Sprache im Team

Sowohl bei den Einzelangeboten als auch bei der alltagsintegrierten Sprachbildung ist es wichtig, dass die Fachkräfte ihren eigenen Sprachgebrauch reflektieren: Wie sprechen wir selbst miteinander und mit den Kindern? Welche Wörter verwenden wir? Bilden wir komplexe Sätze, auch wenn die Kinder noch sehr klein sind? Hören wir richtig zu? Zeigen wir Interesse an dem, was die Jüngsten sagen? Die Kita-Leitung macht nicht nur den Mitarbeitenden, sondern auch den Eltern deutlich, dass Sprache und Spracherwerb wichtige Themen in der Kita sind. Überdies fördert sie im Rahmen der Teamentwicklung nicht nur eine gute und bewusste Kita-Sprache, sondern auch die allgemeine Wertschätzung gegenüber der unterschiedlichen Familiensprachen. Auf diese Weise erleben die Kinder, dass das Thema Sprache sehr vielschichtig, spannend und wichtig ist.

Digitalisierung und Medien

Wenn Kita-Leitungen sich für Digitalisierung und Medienbildung in der Kita stark machen, sehen sie sich häufig noch mit Vorbehalten der Eltern, aber auch einiger Kolleg:innen konfrontiert: Sind die Kinder nicht noch zu klein für Tablet, Kamera & Co.? Ist es wirklich gut für deren Entwicklung, schon so früh auf Bildschirme zu „starren“? Mit einem durchdachten und für alle transparenten Medienkonzept für die Kita lassen sich solche Bedenken nicht nur widerlegen. Es wird auch deutlich, dass neue Medien und Technologien das Kita-Leben enorm bereichern können, wenn die Kinder diese gezielt einsetzen, um ihren Horizont zu erweitern und eigene Projekte zu verwirklichen. Es ist die Aufgabe der Fachkräfte, die Jüngsten dabei kompetent zu begleiten und ihnen eine kontrollierte und verantwortungsvolle Mediennutzung beizubringen. Aus diesem Grund schulen viele Kitas zunächst die Mitarbeitenden in entsprechenden Medienkompetenzen und geben ihnen Ideen für sinnvolle Medienprojekte an die Hand, bevor die ersten digitalen Geräte in der Kita Verwendung finden.

Die Lern- und Gestaltungsmöglichkeiten mit digitalen Medien sind zahlreich: Spezielle Apps können Kinder beim Experimentieren unterstützen oder ihnen helfen, auf dem Waldspaziergang unbekannte Tier- oder Baumarten zu bestimmen. Gemeinsam eignen sich Fachkräfte und Kinder neues Wissen an, das nicht selten zu weiteren Projekten führt. So lässt sich einfach im Internet nachschauen, wie riesig der Lieblingsdinosaurier eigentlich war, wie groß ein Mensch im Vergleich ist und wo es entsprechende Mal- und Bastelvorlagen gibt.

Je älter die Kinder werden, desto öfter können sie die digitalen Geräte auch eigenständig nutzen. Etwa, um zusammen mit Gleichaltrigen Theaterstücke per Kamera aufzeichnen oder mithilfe spezieller Apps Stop-Motion-Filme aus selbstgebauten Arrangements zu drehen. Auf diese Weise unterstützen neue Medien nicht nur die Kreativität, die Eigenständigkeit und die Geduld der Kinder, sondern auch deren sozialen Kompetenzen. Es kommt darauf an, die vielseitigen Potenziale der Digitalisierung zu erkennen und zu nutzen, um die Kinder bestmöglich zu begleiten und zu fördern.

Mittlerweile finden digitale Kanäle auch Anwendung bei der Kommunikation der Fachkräfte mit den Eltern. Die Kitas nutzen Apps, Videos, Newsletter oder Online-Plattformen, um Angehörige über wichtige Abläufe in der Einrichtung zu informieren, sie am Kita-Alltag teilhaben zu lassen oder um mit Familien, die nicht in die Kita kommen können, in Kontakt zu bleiben. Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen die meisten Einrichtungen die Vorzüge der Digitalisierung zu schätzen. Ein Trend, der sich in Zukunft nicht mehr aufhalten lässt. Denn ob zuhause oder in der Kita – digitale Medien machen Vieles einfacher und die Kinder wachsen selbstverständlich damit auf. Es geht im Grunde nur noch darum, diese Entwicklung pädagogisch zu begleiten und im Sinne der Kinder, der Eltern und des Personals zu nutzen.

Zusätzliche multimediale Inhalte zu diesem Thema finden Sie auch unter Blick in die Kita.

Nachhaltigkeit

Viele verknüpfen „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vor allem mit Natur- und Umweltaspekten. Tatsächlich spielen diese auch eine große Rolle. Doch wer sich die Bezeichnung einmal Wort für Wort anschaut, erkennt auch, dass BNE sehr unterschiedliche ökonomische, ökologische und soziale Aspekte umfasst – und dass das Thema im Sinne der „Bildung“ auch schon von Anfang an, also in der Kita, eine Rolle spielen kann. Es geht darum, den Kindern früh zu vermitteln, dass das eigene Handeln die Natur und Tiere, andere Menschen sowie die gemeinsame Zukunft beeinflussen kann.

Um passende und altersgerechte Angebote entwickeln zu können, vergegenwärtigen sich Kita-Leitung und Team zunächst die unterschiedlichen Handlungsfelder für BNE und identifizieren dann gemeinsam kindgerechte Aktivitäten für einzelne Ziele. Themen wie beispielsweise Umweltschutz oder Nachhaltigkeit lassen sich vergleichsweise einfach im Kita-Alltag aufgreifen: Gemeinsam mit den Kindern können die Fachkräfte überlegen, wie sich Verpackungsmüll beim Spielen oder beim Essen vermeiden lässt. Sie können auf dem Markt regionale und unverpackte Lebensmittel besorgen oder Obst und Gemüse im Kita-Garten anbauen. Während „Plastik in den Meeren“ ein Thema für gezielte Projekte ist, reicht beim Thema „Plastik in unserer Umwelt“ der Blick in die eigene Umgebung: Bei Müllsammelaktionen auf nahegelegenen Spielplätzen oder Grünflächen können sich Klein und Groß nicht nur für ihre nahe Umwelt engagieren, sondern erleben auch ihren Sozialraum aus einem neuen Blickwinkel.

Um aufzuzeigen, dass Menschen in aller Welt trotz unterschiedlicher Lebensbedingungen eine Chance auf ein gutes Leben und gute Bildung haben sollten, könnte die Kita beispielsweise Patenschaften oder Spendenprojekte für Einrichtungen in Entwicklungsländern initiieren. So lernen die Kinder nicht nur ihre eigenen Rechte sowie andere Kulturen kennen und wertzuschätzen, sondern verinnerlichen auch soziale Grundwerte und sehen, dass man füreinander Verantwortung übernehmen kann.

Mit Blick auf die Lebenswelten und Interessen der Kinder lassen sich viele Anknüpfungspunkte für einfach umsetzbare Aktivitäten oder Gespräche im Zusammenhang mit BNE finden. Idealerweise setzen die Fachkräfte die Themen nicht nur projektbezogen, sondern alltagsintegriert um und gehen dabei selbst mit gutem Beispiel voran. Wie eine Einrichtung das Thema BNE letztendlich realisiert, hängt ganz von der konzeptionellen Ausrichtung und dem Sozialraum ab – doch machbar ist es überall.

Zusätzliche multimediale Inhalte zu diesem Thema finden Sie auch unter Blick in die Kita.

Kultur

Wenn von kultureller Bildung in der Kita die Rede ist, denken viele zunächst nur an Theater- und Museumsbesuche und fragen sich, ob entsprechende Angebote schon im frühen Kindesalter notwendig sind. Tatsächlich umfasst der Begriff „Kultur“ im frühpädagogischen Kontext deutlich mehr als Theater, Musik und Literatur: Kulturelle Bildung ist eng verwoben mit anderen Bildungsbereichen wie Bewegung, Religion, Sprache oder Naturwissenschaften und setzt eine ganzheitliche Herangehensweise voraus.

Wie wichtig entsprechende Angebote schon in jungen Jahren und daher auch in Kindertageseinrichtungen sind, zeigt die Tatsache, dass „das Recht des Kindes auf die volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben“ in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten ist. Findet kulturelle Bildung in der Kita nicht nur in Einzelaktionen, sondern alltagsintegriert immer wieder im Rahmen von direkten und indirekten Angeboten statt, wird diese zu einem wichtigen Baustein der kindlichen Entwicklung.

Die meisten Einrichtungen fokussieren auf drei Hauptschwerpunkte:

  • Kunst und künstlerische Gestaltung: Beispielsweise Museumsbesuche, Kunstprojekte oder auch spontane Gelegenheiten zum Malen, Basteln oder Bauen, zur freien Entfaltung der individuellen Kreativität
  • Musik: Rhythmik, Gesang, Tanz, das Hören und Singen von Liedern und Experimentieren mit Instrumenten, aber auch den Besuch kindgerechter musikalischer Veranstaltungen
  • Literatur und Theater: Anschauen und Vorlesen von Büchern, die Planung und Gestaltung eigener Theaterstücke in der Kita oder den Besuch von Kinderbuchlesungen bzw. Theateraufführungen

Die Kita-Leitung kann die unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten des multiprofessionellen Teams dafür nutzen, um verschiedene kulturbezogene Angebote zu entwickeln. Idealerweise übernehmen einzelne Fachkräfte die Verantwortung für entsprechende Schwerpunkte oder Aktionen.

Das Ziel kultureller Bildung in der Kita ist keinesfalls, schon früh die Weichen für begabte Künstler:innen, Schauspieler:innen oder Musiker:innen zu legen. Vielmehr sollen die Kinder im Alltag die Gelegenheit erhalten, unterschiedliche, vielleicht noch unbekannte Kulturbereiche unbefangen und spielerisch zu entdecken. Möglicherweise wecken manche Angebote bei dem einen oder anderen Kind auch versteckte Potenziale oder das Interesse an bestimmten künstlerischen Themen. Doch vorrangig soll kulturelle Bildung die spontane Kreativität, die Selbstwirksamkeit und die Teilhabe der Kinder fördern. Im Rahmen kindgerechter Kunst- oder Musikangebote entdecken schon die Jüngsten eigenständig Neues, lernen und gestalten auch selbst. Die Freude am intuitiven Erleben und Tun steht im Vordergrund.

Impuls: Kulturelle Bildung in den Kita-Alltag integrieren

Im Folgenden erhalten Fachkräfte einige Vorschläge, wie sie Maßnahmen zur kulturellen Bildung einfach im Kita-Alltag umsetzen können, sowohl in der Einrichtung als auch außer Haus.

Ausstattung und Materialien in der Kita

Die Materialien für künstlerische oder kulturelle Aktivitäten sind nach Möglichkeit für alle Kinder frei zugänglich. Deren Bedürfnis, die eigene Kreativität auszuleben, sollte nicht durch komplizierte Vorbereitungsprozesse gebremst werden.

  • Leseecke
  • Verkleidungskiste
  • Instrumentenauswahl, z. B. Orff-Instrumentarium (Trommeln, Klanghölzer, Rasseln, Triangel etc.)
  • Kunst-Atelier (wenn räumlich möglich): Ein separater Raum zur kreativen Entfaltung, wo „Werke“ auch über eine längere Zeit hinweg bearbeitet oder aufbewahrt werden können (ausgestattet mit z. B. Kartons, Staffelei, Malkittel, verschiedenen Naturmaterialien oder Material zum Forschen)
  • Feste Mal- und Bastelecke (ausgestattet mit Materialien, die auch ohne permanente Aufsicht genutzt werden können, wie Blätter, Stifte, Kinderkleber etc.)

Alltagsbegleitende Aktivitäten in der Kita 

  • feste Vorlesezeiten
  • Morgenkreis mit Liedern oder Rhythmik-Spielen
  • Klanggeschichten (Eine Fachkraft liest eine Geschichte vor, die Kinder versuchen, zu bestimmten Schlagworten in der Geschichte mit Instrumenten passende Geräusche zu machen)

Projekte in der Kita

  • Feiertage (egal welcher Kultur) für ganzheitliche kulturelle Bildung nutzen (z. B. Weihnachten: Weihnachtslieder hören/singen, Dekoration basteln, Weihnachtsgeschichten vorlesen)
  • Musik- und Kunstprojekttage (ausschließlich Kita-intern oder mit öffentlichem Abschluss: z. B. Kinder-Vernissage am Ende einer Kunstprojektwoche, Theateraufführung, Kinder-Konzerte)

Aktivitäten und Projekte außer Haus

Bei kulturellen Aktivitäten außer Haus sollte im Voraus geprüft werden, ob die Angebote tatsächlich kindgerecht sind und der jeweiligen Altersgruppe entsprechen. Sie umfassen oft ein „Tagesprogramm“ und erfordern meistens eine umfangreiche Vor- und Nachbereitung. 

  • Museumsbesuch
  • Theaterbesuch
  • Konzertbesuch
  • Kooperationen mit kulturellen Einrichtungen vor Ort

Ernährung, Bewegung und Resilienz

Erfolgreiche Lern- und Entwicklungsprozesse setzen voraus, dass Kinder – ob mit oder ohne Beeinträchtigung – möglichst gesund und sorgenfrei leben, sich im eigenen Körper wohlfühlen und resilient gegenüber negativen Einflüssen sind. Deshalb setzt die Kita gemeinsam mit Kindern, Eltern und Familien thematische Schwerpunkte in einem Dreiklang aus Ernährung, Bewegung und Resilienzförderung.

Ernährung

Um die Gesundheit der Jüngsten zu fördern, bietet die Kita nicht nur ausgewogene Mahlzeiten an, sondern sensibilisiert die Kinder auch für eine bewusste und nachhaltige Ernährung: Was essen wir eigentlich? Ist das gesund? Wo kommen die Zutaten her? Und was kommt in die Brotdose? Solche Fragen lassen sich am besten gemeinsam beantworten. Etwa bei einem Einkauf mit den Kindern auf dem Wochenmarkt, beim gemeinsamen Anbau von Gemüse oder beim Kochen mit saisonalen Zutaten. Die Zubereitung sowie der bewusste Genuss der Mahlzeiten bieten zahlreiche Sprachanlässe. Über Infoabende, gemeinschaftliche Frühstücksbuffets oder auf Kita-Festen werden auch die Eltern und Familien einbezogen. Im Rahmen dieses Themenkomplexes bietet es sich außerdem an, über Zahngesundheit zu informieren, etwa beim Besuch von Kinder-Zahnärzt:innen in der Einrichtung.

Bewegung

Ebenso relevant für die gesunde Entwicklung der Jüngsten ist die Bewegung. Wenn Motorik, Gleichgewichtssinn und Koordination altersgerecht ausgeprägt sind und das Kind die Fähigkeiten des eigenen Körpers einschätzen kann, fühlt es sich darin wohl. Mit alltagsintegrierten und projektbasierten Angeboten wie Bewegungsbaustellen oder -landschaften fördert die Kita spielerisch die Freude am Rennen, Springen, Klettern und anderen körperlichen Aktivitäten. Ein gesunder Körper ist die Grundlage für altersgerechtes Wachstum und das Gleichgewicht von Körper und Seele.

Resilienz

Die seelische Ausgeglichenheit und der richtige Umgang mit Belastungen sollten bereits in der Kita thematisiert und eingeübt werden. Denn Kinder werden schon in frühen Jahren mit familiären und gesellschaftlichen Krisen konfrontiert. Sie erleben Konflikte oder Krankheiten in der Familie und erfahren von Naturkatastrophen oder Kriegen – sei es aus den Nachrichten, aus Gesprächen der Erwachsenen oder durch eigene Fluchterfahrungen. Nicht nur deshalb ist es unerlässlich, die kindliche Resilienz bereits im Kleinkindalter zu stärken.

Was ein Kind stark und widerstandsfähig macht, hängt von dessen individuellen Lebensumständen und Bedürfnissen ab. Deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen Fachkräften und Eltern sowie das Mitwirken weiterer Bezugspersonen aus dem persönlichen Lebensumfeld der Kinder besonders wichtig. Gezielte pädagogische Bewegungs-, Kultur- oder Kreativ-Angebote fördern Achtsamkeit, Kreativität und Problemlösungskompetenzen. Kinder, die auf diese Weise Selbstwirksamkeit erfahren, entwickeln eine hohe Frustrationstoleranz und bringen das nötige Selbstvertrauen mit, um sich in schwierigen Situationen zu behaupten und eine positive Haltung zu bewahren.

Quellen

Die Texte des Kapitels „Bildungsthemen“ basieren hauptsächlich auf dem Wissen der im Impressum unter „Text und Redaktion Toolbox“ genannten Personen.

Speziell für das Unterkapitel „Kulturelle Bildung“ wurden ergänzend folgende zusätzliche Quellen als Inspiration herangezogen:

Die Quellen der einzelnen Tools sind in den jeweiligen gelben Textblöcken genannt und verlinkt.