Toolbox Bildungs­bereiche stärken

Die thematischen und konzeptionellen Schwerpunkte von Kindertageseinrichtungen sind ebenso vielfältig wie die Lebenswelten der Kinder. Je nachdem, unter welchen Voraussetzungen eine Einrichtung arbeitet, rücken andere Bildungsbereiche in den Fokus. Die folgenden Unterkapitel beleuchten einige Themen, die für die frühkindliche Entwicklung und damit auch für Kitas wichtig sind: Vielfalt und Inklusion, Sprachbildung, Digitalisierung und Medienbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie kulturelle Bildung.

Eine Einrichtung kann und muss nie alle möglichen Themenbereiche abdecken. Vielmehr überprüft die Kita-Leitung regelmäßig, ob aktuelle Schwerpunkte und Angebote weiterhin den Bedürfnissen der Kinder und Familien entsprechen oder ob sich die Situation der Einrichtung oder der Menschen im Umfeld so verändert hat, dass neue Bereiche in den Fokus rücken. Die Art und Weise, wie den Kindern in der Kita bestimmte Themen vermittelt und vorgelebt werden, kann diese nachhaltig prägen: Wenn Fachkräfte den Nachwuchs beispielsweise neugierig machen und ermutigen, sich wichtige Inhalte selbstständig anzueignen, wenn sie die Familien einbeziehen und bei allen Themenbereichen zentrale Werte wie Respekt und Solidarität mitschwingen lassen, sorgen sie nicht nur für ein gutes Aufwachsen, sondern auch für gleiche Bildungschancen aller Kinder.

Themenschwerpunkte, die in einer Einrichtung eine zentrale Rolle spielen sollen, finden sich idealerweise auch in der Einrichtungskonzeption wieder und werden fachlich wie pädagogisch fundiert im Kita-Alltag umgesetzt. Durch passende Weiterbildungen des Teams oder auch mithilfe externer Fachberatungen stellt die Einrichtungsleitung sicher, dass die Expertise der Verantwortlichen auf dem aktuellen Stand ist und die Themen gezielt wie altersgerecht vermitteln.

Mit Blick auf die zahlreichen individuellen Bedürfnisse von Kindern sowie verschiedene Kita-Ausrichtungen kann die Redaktion an dieser Stelle nicht alle bildungsrelevanten Schwerpunkte aufgreifen. Gerne nehmen wir jedoch in Zukunft weitere Themen auf, die Kita-Leitungen wichtig sind. Teilen Sie uns einfach per E-Mail mit, welche das sein könnten.

Vielfalt und Inklusion

Kindertagesstätten sind bunte und inklusive Orte, wo alle Kinder, Familien und Fachkräfte gleichermaßen Respekt erfahren und Teilhabe erleben – unabhängig ihrer sozialen, ethnischen, religiösen oder kulturellen Unterschiede. Vielfalt und Mehrsprachigkeit bereichern den Alltag und die pädagogische Arbeit. Durch ihre vorurteilsfreie und stärkeorientierte Haltung vermitteln Kita-Leitung und Fachkräfte, dass individuelle Bedürfnisse oder Beeinträchtigungen weniger eine Herausforderung als eine Chance für die Gemeinschaft sind. Diese Einstellung prägt nicht nur die Interaktion mit den Kindern, sondern auch die Zusammenarbeit mit den Eltern sowie das Miteinander im Team.

Vielfalt und Inklusion der Kinder

Lebenswelten der Kinder aufgreifen

In Kitas wird die Vielfalt unserer Gesellschaft besonders gut sichtbar: Die Kinder stammen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen, sprechen deutsch, arabisch oder „nur“ mit den Händen. Manche kommen aus sozial schwachen oder wohlhabenden Haushalten, haben alleinerziehende Mütter oder auch zwei Väter. Einige brauchen aufgrund ihrer Fluchterfahrung, körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen Unterstützung, andere können schon mit fünf Jahren lesen. Alle Kinder haben individuelle Lebensgeschichten und Fähigkeiten – und alle bereichern die Kita-Gemeinschaft in ihrer Einmaligkeit. Schon die Jüngsten lernen idealerweise intuitiv, dass es normal ist, verschieden zu sein.

Es ist Aufgabe der Fachkräfte, die unterschiedlichen Hintergründe und Lebensumstände der Kinder nicht nur zu tolerieren, sondern auch wertzuschätzen und im positiven Sinne zu thematisieren. Die Kita-Leitung ermutigt das Team, geeignete Situationen im Kita-Alltag oder auch in Projekten als Gelegenheit zu nutzen, um mit den Kindern ungezwungen über ihre Lebenswelten sowie ihre Gedanken zu Diversitätsthemen zu sprechen. Dabei bleiben die Fachkräfte sensibel und achten darauf, wie der Nachwuchs auf bestimmte Themen reagiert. Sie gestalten den Alltag und das Miteinander in der Kita so, dass die Individualität eines jeden Kindes Ausdruck findet, gleichzeitig aber auch die vielen Gemeinsamkeiten deutlich werden.

Vielfalt und Mehrsprachigkeit im Alltag und Spiel

Kleinen Kindern kann man noch nicht mit Worten erklären, was Vielfalt und Toleranz bedeuten – aber man kann diese Werte in der Kita selbstverständlich und spielerisch im Alltag vermitteln: Dafür sind Kreisspiele, Lieder, gemeinsame Aktivitäten sowie das Spiel-, Lese- und Bastelmaterial bewusst divers und vielseitig gestaltet. Die Kita-Leitung sensibilisiert das Team dafür, schon den Jüngsten nicht nur unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Lebensweisen näher zu bringen, sondern auch geschlechter- oder rollenspezifische Klischees sowie Stereotype zu vermeiden.

Die Fachkräfte laden die Kinder ein, ihre familiären Essgewohnheiten, Sprachen oder kulturellen Bräuche mit der Gruppe zu teilen. Das stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein der Jüngsten, sondern macht deren Vielfalt unmittelbar für alle erlebbar. Voraussetzung dafür ist, dass sowohl Leitung als auch Fachkräfte wissen, welche familiären Kulturen, Sprachen und Besonderheiten in der Kita vertreten sind und wie diese spielerisch thematisiert werden könnten.

Beteiligung und Förderung ohne Stigmatisierung 

Echte Inklusion bedeutet, dass eine Kita alle Kinder gleich behandelt – unabhängig davon, ob diese körperlich oder geistig beeinträchtigt sind. Ebenso wenig führen soziale, ethnische, kulturelle oder andere individuelle Eigenheiten dazu, dass sich Einzelne stigmatisiert oder ausgegrenzt fühlen.

Mit einem multiprofessionellen und kultursensiblen Team kann die Kita-Leitung dafür sorgen, dass alle Kinder gleichermaßen am Kita-Leben teilhaben. Dies bedeutet auch, dass Einzelne dafür Unterstützung erhalten. Statt diese jedoch gesondert zu betreuen oder zu fördern, sind sowohl die Räumlichkeiten als auch der Alltag in der Kita barrierefrei gestaltet und das pädagogische Förderangebot schließt automatisch alle oder mehrere Kinder mit ein. Es gilt, zwar die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes zu sehen, den Fokus der Gemeinschaft aber nicht auf dessen Leistung oder Defizite, sondern auf dessen Stärken und Wohlergehen zu lenken.

Heterogenität von Eltern und Familien

Vielfalt der Familien wertschätzen und Gemeinsamkeiten stärken

Ebenso wie die Kinder sind auch deren Eltern und Familien sehr vielfältig: So trifft man in einer Kita alleinerziehende Mütter oder Väter, „klassische“ Familien, Regenbogen- oder Patchworkfamilien. Sie haben unterschiedliche Berufe, Fähigkeiten und Bedürfnisse, stammen aus verschiedenen Kulturkreisen und sprechen verschiedene Sprachen. Die Kita-Leitung und die Fachkräfte heißen alle Eltern und Sorgeberechtigte gleichermaßen willkommen und ermutigen sie, sich in den Kita-Alltag einzubringen, etwa in Projekten oder Vorlesepatenschaften. Indem das Team die Vielfalt der Familien wertschätzt, legt es einen wichtigen Grundstein dafür, dass sich Eltern und Kinder respektiert fühlen und die Einrichtung als sicheren und vertrauenswürdigen Ort erleben.

Angesichts der Familienvielfalt ist es eine Herausforderung, bei jedem neuen Angebot der Kita sicherzustellen, dass tatsächlich alle Eltern erreicht werden. Bewährte Formate für den ungezwungenen Austausch sind gemeinsame Feste, Ausflüge, Mahlzeiten, kulturelle Veranstaltungen oder Eltern-Cafés. Die Kita-Leitung und die Fachkräfte initiieren regelmäßig Anlässe dieser Art, um die familiären Unterschiede zu überbrücken und Gemeinsamkeiten zu stärken.

Elternarbeit ohne Barrieren

Damit die Inklusion der Kinder im Kita-Alltag gelingt, sollten im Sinne einer guten Erziehungspartnerschaft die Eltern nicht außen vor bleiben. Die Kita-Leitung stellt sicher, dass die Abläufe, Informationen und Aktivitäten der Einrichtung für alle Familien verständlich und zugänglich sind.

Barrierefreiheit findet auf mehreren Ebenen statt: Etwa, indem die Fachkräfte wichtige Informationen in leichter Sprache auf analogen wie auf digitalen Kanälen publizieren, bei Elterngesprächen mit Symbolen, Piktogrammen oder Dolmetschern arbeiten oder Informationsveranstaltungen so konzipieren, dass weder die Uhrzeit noch religiöse oder kulturelle Gründe gegen eine Teilnahme sprechen könnten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Hintergründe und Bedürfnisse der einzelnen Familie zu kennen, um die Angebote danach ausrichten zu können. Die niedrigschwellige Ansprache ist nicht nur Voraussetzung für die gleichberechtigte Teilhabe aller Eltern, sondern vor allem auch dafür, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Chancen erhalten.

Checkliste: Barrierefreiheit

Kindertageseinrichtungen, die im Sinne der Inklusion und Chancengleichheit kein Kind ausgrenzen wollen, richten ihr Augenmerk auf deutlich mehr als nur die bauliche Ausstattung. Echte Barrierefreiheit berücksichtigt neben körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen ganz unterschiedliche Bereiche, darunter soziale, ethnisch-kulturelle, geschlechtsbezogene und andere individuellen Merkmale.

Mittels folgender Punkte können Leitungskraft und Team überprüfen und sicherstellen, ob sie Kinder und Eltern tatsächlich in allen Bereichen des Kita-Lebens erreichen.

  • Räumlichkeiten (z. B. keine Hindernisse, alles gut zu erreichen)
  • klare Beschilderung (z. B. zusätzlich mit Bildern, Symbolen)
  • leichte Sprache (z. B. Elterninformationen, Homepage, Einladungen)
  • mehrsprachige Informationen (z. B. Übersetzungen für Elterninformationen, Homepage, Einladungen etc.)
  • Verpflegung (unterschiedliche Ernährungsformen, religiöse Aspekte sowie Unverträglichkeiten beachten)
  • ökonomisch (anfallende Kosten vermeiden, z. B. bei Ausflügen, ggf. Kinderbetreuung oder Verpflegung für Familien bei zusätzlichen Aktivitäten in der Kita mit anbieten)

Idealerweise werden all diese Bereiche systematisch berücksichtigt, wenn neue Informationen, Angebote oder Aktivitäten für Kinder und Familien entwickelt und zugänglich gemacht werden. 

In Anlehnung an Quelle:  “Deutscher Kita-Preis: Ein Inspirationsbuch”, herausgegeben durch das Programm Deutscher Kita-Preis der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung 2020, Seite 134 (Buch) bzw. S. 138 (im PDF).

Hier geht es zum Download-PDF der „Checkliste Barrierefreiheit“.

Umgang mit Vorurteilen und Rassismus

Immer wieder gibt es in der Kita auch Kinder oder Erwachsene, die andere aufgrund ihrer Herkunft oder wegen Behinderungen ausgrenzen oder beleidigen, sowohl bewusst als auch unbewusst. Zudem machen auch manche Eltern oder Fachkräfte kein Geheimnis aus ihrer rassistischen Gesinnung. Es ist die Aufgabe des Teams, hier gegenzusteuern, damit die Kita für alle Kinder und Familien ein geschützter und diskriminierungsfreier Ort bleibt: Es macht seine tolerante Haltung auch nach außen sichtbar und bezieht immer wieder sachlich wie freundlich Stellung.

Rückhalt und Unterstützung erhalten die Fachkräfte im Austausch mit der Kita-Leitung und im Team. So sucht das Team gemeinsam nach Möglichkeiten, wie man in bestimmten Situationen angemessen reagieren oder die richtigen Worte finden kann. Zudem sensibilisiert die Leitung das Personal für kritische Alltagsmomente und zeigt Grenzen und Regeln für bestimmte Äußerungen, Kleidungsstücke oder Symbole in der Kita auf. Handreichungen und Schulungen in diesem Themenbereich können diesbezüglich die Souveränität stärken. Die Kita-Leitung signalisiert betroffenen Kindern, Eltern und Fachkräften ihre Unterstützung im Umgang mit beleidigenden oder aggressiven Personen zu, beispielsweise in Form von eigenem Engagement, externer Fachberatung oder Mediation.

Toleranz und Vielfalt im Team

Sensible und tolerante Haltung als pädagogisches Leitbild

Um Vielfalt und Inklusion in einer Einrichtung zu stärken, reichen einzelne Projekte mit Kindern oder Schulungen im Team nicht aus. Vielmehr kommt es darauf an, eine von Sensibilität, Respekt und Toleranz geprägte Grundhaltung in allen Bereichen des Kita-Lebens zu verankern: sowohl auf pädagogischer und struktureller als auch auf personeller Ebene.

Indem die Kita-Leitung entsprechende Wertevorstellungen, Ziele und Maßnahmen schriftlich in der Konzeption oder in einem Leitfaden formuliert, macht sie diese nicht nur transparent und verbindlich. Sie stößt auch einen gemeinsamen Reflexionsprozess zu Toleranz und Diversität an. Denn von der Trägervertretung über die Fachkräfte bis hin zur Elternvertretung sind bei der Entwicklung der Wertegrundlagen all jene beteiligt, die die Kita in ihrem Handeln und in ihrer Kommunikation repräsentieren.

Die Verständigung auf gemeinsame Prinzipien beginnt damit, dass sich alle Beteiligten zunächst ihrer eigenen Haltung bewusst werden. Die Kita-Leitung gibt den Fachkräften deshalb die Möglichkeit, über ihre eigenen Ängste und Vorbehalte sowie über gesellschaftliche Erwartungen bezüglich „fremder“ Kulturen oder andersartiger Verhaltensweisen zu sprechen. Dazu gehört auch die Überlegung, was das eigene Verhalten bei anderen Menschen auslösen kann. Offenheit und Respekt des Teams gegenüber Neuem sowie die Bereitschaft, gewohnte Denk- Verhaltensmuster zu verlassen, sind Voraussetzung für glaubhaft gelebte Toleranz und Diversität im Kita-Alltag.

Vielfalt und Vorbildfunktion des Teams

Wenn die Kinder in der Kita Vielfalt und Toleranz als „normal“ erleben sollen, ist es unerlässlich, dass die Menschen, die dort arbeiten, entsprechende Werte auch selbst vermitteln und vorleben. So achtet die Leitungskraft bei der Personalbesetzung darauf, dass das Team möglichst unterschiedliche Geschlechter, Nationalitäten, Sprachen, Fähigkeiten und Eigenschaften repräsentiert. Sie bestärkt die Mitarbeitenden darin, sich nicht nur mit ihrer Profession, sondern auch mit ihren persönlichen Interessen in die Kita-Gemeinschaft einzubringen.

Je vielseitiger das Team ist, desto besser spiegelt es auch die gesellschaftliche Diversität und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder wider. In diesem Zusammenhang macht die Kita-Leitung die Fachkräfte auf ihre Vorbildfunktion aufmerksam und ermutigt sie, positive soziale Werte nicht nur in Spielen und Gesprächen, sondern auch in ihren alltäglichen Äußerungen und Verhaltensweisen nach außen zu tragen.

Sprachbildung

Wenn kleine Kinder sprechen lernen, geschieht dies nur scheinbar von alleine und nebenbei. Vielmehr ist die Sprachbildung von vielen Faktoren abhängig und kann daher auch positiv beeinflusst werden. Weil die Jüngsten einen Großteil ihrer Zeit in der Kita verbringen, sind die Worte und Sprachen, die sie dort hören sowie die Art und Weise, wie sie dort adressiert werden und selbst kommunizieren, prägend für ihre Bildungsbiografie. Nicht umsonst wird die Sprachbildung als „Schlüssel zur Welt“ bezeichnet.

Alltagsintegrierte Sprachbildung

Ein derart grundlegender Bildungsbereich lässt sich in der Kita nicht nur in Einzelprojekten behandeln. Vielmehr legt die Kita-Leitung die Weichen dafür, dass sich Sprachbildung und Sprachförderung kontinuierlich durch den gesamten Kita-Alltag ziehen. Ob beim Essen, Wickeln, Malen oder Spielen – es kommt darauf an, dass die Fachkräfte die vielen kleinen und großen Anlässe im Tagesablauf nutzen, um mit den Kindern zu reden und diese zu ermutigen, selbst zu sprechen. Dies beinhaltet unter anderem, sich selbst deutlich und in ganzen Sätzen zu artikulieren, geduldig zuzuhören, nachzufragen und ein ehrliches Interesse zu zeigen an dem, was die Kinder sagen. Indem die Fachkräfte möglichst viele Dinge, die sie selbst oder die Kinder gerade tun, aktiv benennen, falsche Wörter oder Sätze der Kinder korrekt wiederholen, ohne auf Fehler hinzuweisen und Gespräche durch aktives Nachfragen am Laufen halten, erweitern sie automatisch den Wortschatz der Jüngsten. Diese Kommunikation auf Augenhöhe erfordert viel Zeit und Geduld, ist aber essenziell.

Spezielle Sprachförderungsangebote

Neben der alltagsintegrierten Sprachbildung können Kitas auch einen Fokus auf bilinguale oder mehrsprachige Angebote legen. Dann erlernen die Jüngsten spielerisch und intuitiv eine weitere Sprache, weil beispielsweise bestimmte Fachkräfte im Alltag durchgängig mit ihnen eine andere Sprache sprechen. Einige Kitas fördern mittels Gebärdensprache oder gebärdengestützter Kommunikation nicht nur die Sprachentwicklung von förderbedürftigen Kindern, sondern – ganz im Sinne der Inklusion – auch gleichzeitig die jener ohne Unterstützungsbedarf. Weitere, gezielte Angebote können das Erlernen der deutschen Sprache, therapeutische Angebote wie Logopädie oder Literacy-Projekte zum Lesen- und Schreibenlernen umfassen. Nicht zu vergessen auch die unzähligen Lieder, Spiele, Materialien und Bücher, durch welche Kinder in der Kita teils bewusst, teils unbewusst wichtige Sprachkompetenzen erwerben.

Sprache im Team

Sowohl bei den Einzelangeboten als auch bei der alltagsintegrierten Sprachbildung ist es wichtig, dass die Fachkräfte ihren eigenen Sprachgebrauch reflektieren: Wie sprechen wir selbst miteinander und mit den Kindern? Welche Wörter verwenden wir? Bilden wir komplexe Sätze, auch wenn die Kinder noch sehr klein sind? Hören wir richtig zu? Zeigen wir Interesse an dem, was die Jüngsten sagen? Die Kita-Leitung macht nicht nur den Mitarbeitenden, sondern auch den Eltern deutlich, dass Sprache und Spracherwerb wichtige Themen in der Kita sind. Überdies fördert sie im Rahmen der Teamentwicklung nicht nur eine gute und bewusste Kita-Sprache, sondern auch die allgemeine Wertschätzung gegenüber der unterschiedlichen Familiensprachen. Auf diese Weise erleben die Kinder, dass das Thema Sprache sehr vielschichtig, spannend und wichtig ist.

Digitalisierung und Medienbildung

Wenn Kita-Leitungen sich für Digitalisierung und Medienbildung in der Kita stark machen, sehen sie sich häufig noch mit Vorbehalten der Eltern, aber auch einiger Kolleg:innen konfrontiert: Sind die Kinder nicht noch zu klein für Tablet, Kamera & Co.? Ist es wirklich gut für deren Entwicklung, schon so früh auf Bildschirme zu „starren“? Mit einem durchdachten und für alle transparenten Medienkonzept für die Kita lassen sich solche Bedenken nicht nur widerlegen. Es wird auch deutlich, dass neue Medien und Technologien das Kita-Leben enorm bereichern können, wenn die Kinder diese gezielt einsetzen, um ihren Horizont zu erweitern und eigene Projekte zu verwirklichen. Es ist die Aufgabe der Fachkräfte, die Jüngsten dabei kompetent zu begleiten und ihnen eine kontrollierte und verantwortungsvolle Mediennutzung beizubringen. Aus diesem Grund schulen viele Kitas zunächst die Mitarbeitenden in entsprechenden Medienkompetenzen und geben ihnen Ideen für sinnvolle Medienprojekte an die Hand, bevor die ersten digitalen Geräte in der Kita Verwendung finden.

Die Lern- und Gestaltungsmöglichkeiten mit digitalen Medien sind zahlreich: Spezielle Apps können Kinder beim Experimentieren unterstützen oder ihnen helfen, auf dem Waldspaziergang unbekannte Tier- oder Baumarten zu bestimmen. Gemeinsam eignen sich Fachkräfte und Kinder neues Wissen an, das nicht selten zu weiteren Projekten führt. So lässt sich einfach im Internet nachschauen, wie riesig der Lieblingsdinosaurier eigentlich war, wie groß ein Mensch im Vergleich ist und wo es entsprechende Mal- und Bastelvorlagen gibt.

Je älter die Kinder werden, desto öfter können sie die digitalen Geräte auch eigenständig nutzen. Etwa, um zusammen mit Gleichaltrigen Theaterstücke per Kamera aufzeichnen oder mithilfe spezieller Apps Stop-Motion-Filme aus selbstgebauten Arrangements zu drehen. Auf diese Weise unterstützen neue Medien nicht nur die Kreativität, die Eigenständigkeit und die Geduld der Kinder, sondern auch deren sozialen Kompetenzen. Es kommt darauf an, die vielseitigen Potenziale der Digitalisierung zu erkennen und zu nutzen, um die Kinder bestmöglich zu begleiten und zu fördern.

Mittlerweile finden digitale Kanäle auch Anwendung bei der Kommunikation der Fachkräfte mit den Eltern. Die Kitas nutzen Apps, Videos, Newsletter oder Online-Plattformen, um Angehörige über wichtige Abläufe in der Einrichtung zu informieren, sie am Kita-Alltag teilhaben zu lassen oder um mit Familien, die nicht in die Kita kommen können, in Kontakt zu bleiben. Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen die meisten Einrichtungen die Vorzüge der Digitalisierung zu schätzen. Ein Trend, der sich in Zukunft nicht mehr aufhalten lässt. Denn ob zuhause oder in der Kita – digitale Medien machen Vieles einfacher und die Kinder wachsen selbstverständlich damit auf. Es geht im Grunde nur noch darum, diese Entwicklung pädagogisch zu begleiten und im Sinne der Kinder, der Eltern und des Personals zu nutzen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Viele verknüpfen „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vor allem mit Natur- und Umweltaspekten. Tatsächlich spielen diese auch eine große Rolle. Doch wer sich die Bezeichnung einmal Wort für Wort anschaut, erkennt auch, dass BNE sehr unterschiedliche ökonomische, ökologische und soziale Aspekte umfasst – und dass das Thema im Sinne der „Bildung“ auch schon von Anfang an, also in der Kita, eine Rolle spielen kann. Es geht darum, den Kindern früh zu vermitteln, dass das eigene Handeln die Natur und Tiere, andere Menschen sowie die gemeinsame Zukunft beeinflussen kann.

Um passende und altersgerechte Angebote entwickeln zu können, vergegenwärtigen sich Kita-Leitung und Team zunächst die unterschiedlichen Handlungsfelder für BNE und identifizieren dann gemeinsam kindgerechte Aktivitäten für einzelne Ziele. Themen wie beispielsweise Umweltschutz oder Nachhaltigkeit lassen sich vergleichsweise einfach im Kita-Alltag aufgreifen: Gemeinsam mit den Kindern können die Fachkräfte überlegen, wie sich Verpackungsmüll beim Spielen oder beim Essen vermeiden lässt. Sie können auf dem Markt regionale und unverpackte Lebensmittel besorgen oder Obst und Gemüse im Kita-Garten anbauen. Während „Plastik in den Meeren“ ein Thema für gezielte Projekte ist, reicht beim Thema „Plastik in unserer Umwelt“ der Blick in die eigene Umgebung: Bei Müllsammelaktionen auf nahegelegenen Spielplätzen oder Grünflächen können sich Klein und Groß nicht nur für ihre nahe Umwelt engagieren, sondern erleben auch ihren Sozialraum aus einem neuen Blickwinkel.

Um aufzuzeigen, dass Menschen in aller Welt trotz unterschiedlicher Lebensbedingungen eine Chance auf ein gutes Leben und gute Bildung haben sollten, könnte die Kita beispielsweise Patenschaften oder Spendenprojekte für Einrichtungen in Entwicklungsländern initiieren. So lernen die Kinder nicht nur ihre eigenen Rechte sowie andere Kulturen kennen und wertzuschätzen, sondern verinnerlichen auch soziale Grundwerte und sehen, dass man füreinander Verantwortung übernehmen kann.

Mit Blick auf die Lebenswelten und Interessen der Kinder lassen sich viele Anknüpfungspunkte für einfach umsetzbare Aktivitäten oder Gespräche im Zusammenhang mit BNE finden. Idealerweise setzen die Fachkräfte die Themen nicht nur projektbezogen, sondern alltagsintegriert um und gehen dabei selbst mit gutem Beispiel voran. Wie eine Einrichtung das Thema BNE letztendlich realisiert, hängt ganz von der konzeptionellen Ausrichtung und dem Sozialraum ab – doch machbar ist es überall.

Kulturelle Bildung

Wenn von kultureller Bildung in der Kita die Rede ist, denken viele zunächst nur an Theater- und Museumsbesuche und fragen sich, ob entsprechende Angebote schon im frühen Kindesalter notwendig sind. Tatsächlich umfasst der Begriff „Kultur“ im frühpädagogischen Kontext deutlich mehr als Theater, Musik und Literatur: Kulturelle Bildung ist eng verwoben mit anderen Bildungsbereichen wie Bewegung, Religion, Sprache oder Naturwissenschaften und setzt eine ganzheitliche Herangehensweise voraus.

Wie wichtig entsprechende Angebote schon in jungen Jahren und daher auch in Kindertageseinrichtungen sind, zeigt die Tatsache, dass „das Recht des Kindes auf die volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben“ in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten ist. Findet kulturelle Bildung in der Kita nicht nur in Einzelaktionen, sondern alltagsintegriert immer wieder im Rahmen von direkten und indirekten Angeboten statt, wird diese zu einem wichtigen Baustein der kindlichen Entwicklung.

Die meisten Einrichtungen fokussieren auf drei Hauptschwerpunkte:

  • Kunst und künstlerische Gestaltung: Beispielsweise Museumsbesuche, Kunstprojekte oder auch spontane Gelegenheiten zum Malen, Basteln oder Bauen, zur freien Entfaltung der individuellen Kreativität
  • Musik: Rhythmik, Gesang, Tanz, das Hören und Singen von Liedern und Experimentieren mit Instrumenten, aber auch den Besuch kindgerechter musikalischer Veranstaltungen
  • Literatur und Theater: Anschauen und Vorlesen von Büchern, die Planung und Gestaltung eigener Theaterstücke in der Kita oder den Besuch von Kinderbuchlesungen bzw. Theateraufführungen

Die Kita-Leitung kann die unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten des multiprofessionellen Teams dafür nutzen, um verschiedene kulturbezogene Angebote zu entwickeln. Idealerweise übernehmen einzelne Fachkräfte die Verantwortung für entsprechende Schwerpunkte oder Aktionen.

Das Ziel kultureller Bildung in der Kita ist keinesfalls, schon früh die Weichen für begabte Künstler:innen, Schauspieler:innen oder Musiker:innen zu legen. Vielmehr sollen die Kinder im Alltag die Gelegenheit erhalten, unterschiedliche, vielleicht noch unbekannte Kulturbereiche unbefangen und spielerisch zu entdecken. Möglicherweise wecken manche Angebote bei dem einen oder anderen Kind auch versteckte Potenziale oder das Interesse an bestimmten künstlerischen Themen. Doch vorrangig soll kulturelle Bildung die spontane Kreativität, die Selbstwirksamkeit und die Teilhabe der Kinder fördern. Im Rahmen kindgerechter Kunst- oder Musikangebote entdecken schon die Jüngsten eigenständig Neues, lernen und gestalten auch selbst. Die Freude am intuitiven Erleben und Tun steht im Vordergrund.

Impuls: Kulturelle Bildung in den Kita-Alltag integrieren

Im Folgenden erhalten Fachkräfte einige Vorschläge, wie sie Maßnahmen zur kulturellen Bildung einfach im Kita-Alltag umsetzen können, sowohl in der Einrichtung als auch außer Haus.

Ausstattung und Materialien in der Kita

Die Materialien für künstlerische oder kulturelle Aktivitäten sind nach Möglichkeit für alle Kinder frei zugänglich. Deren Bedürfnis, die eigene Kreativität auszuleben, sollte nicht durch komplizierte Vorbereitungsprozesse gebremst werden.

  • Leseecke
  • Verkleidungskiste
  • Instrumentenauswahl, z. B. Orff-Instrumentarium (Trommeln, Klanghölzer, Rasseln, Triangel etc.)
  • Kunst-Atelier (wenn räumlich möglich): Ein separater Raum zur kreativen Entfaltung, wo „Werke“ auch über eine längere Zeit hinweg bearbeitet oder aufbewahrt werden können (ausgestattet mit z. B. Kartons, Staffelei, Malkittel, verschiedene Naturmaterialien oder Material zum Forschen)
  • Feste Mal- und Bastelecke (ausgestattet mit Materialien, die auch ohne permanente Aufsicht genutzt werden können, wie Blätter, Stifte, Kinderkleber etc.)

Alltagsbegleitende Aktivitäten in der Kita 

  • feste Vorlesezeiten
  • Morgenkreis mit Liedern oder Rhythmik-Spielen
  • Klanggeschichten (Eine Fachkraft liest eine Geschichte vor, die Kinder versuchen, zu bestimmten Schlagworten in der Geschichte mit Instrumenten passende Geräusche zu machen)

Projekte in der Kita

  • Feiertage (egal welcher Kultur) für ganzheitliche kulturelle Bildung nutzen (z. B. Weihnachten: Weihnachtslieder hören/singen, Dekoration basteln, Weihnachtsgeschichten vorlesen)
  • Musik- und Kunstprojekttage (ausschließlich Kita-intern oder mit öffentlichem Abschluss: z. B. Kinder-Vernissage am Ende einer Kunstprojektwoche, Theateraufführung, Kinder-Konzerte)

Aktivitäten und Projekte außer Haus

Bei kulturellen Aktivitäten außer Haus sollte im Voraus geprüft werden, ob die Angebote tatsächlich kindgerecht sind und der jeweiligen Altersgruppe entsprechen. Sie umfassen oft ein „Tagesprogramm“ und erfordern meistens eine umfangreiche Vor- und Nachbereitung. 

  • Museumsbesuch
  • Theaterbesuch
  • Konzertbesuch
  • Kooperationen mit kulturellen Einrichtungen vor Ort

Quellen

Die Texte des Kapitels „Bildungsbereiche stärken“ basieren hauptsächlich auf dem Wissen der im Impressum unter „Text und Redaktion Toolbox“ genannten Personen.

Speziell für das Unterkapitel „Vielfalt und Inklusion“ wurden ergänzend folgende zusätzliche Quellen als Inspiration herangezogen:

Speziell für das Unterkapitel „Kulturelle Bildung“ wurden ergänzend folgende zusätzliche Quellen als Inspiration herangezogen:

Die Quellen der einzelnen Tools sind in den jeweiligen gelben Textblöcken genannt und verlinkt.